ICE-Trasse kommt – Flächenverkehr leidet

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Jennifer Schubert: Zehn Milliarden für weniger als zehn Prozent der Reisenden sind nicht angemessen

Anlässlich der Äußerungen von Bahn-Chef Grube zum ICE-Knoten Erfurt erklärt Jennifer Schubert, verkehrspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion:

„Grubes Huldigungen an die ICE-Trasse entspringen einer antiquierten Planungsphilosophie, die etwa lautet: So schnell wie möglich von München nach Berlin. Das ist zwar schön für Fernzugreisende, die durch, aus und nach Erfurt fahren, aber insgesamt zu teuer. Im Ganzen kostet uns die Schnelltrasse zehn Milliarden Euro. Das ist mehr als ein gesamter Landeshaushalt Thüringens und 30 Mal mehr als für den Nahverkehr in Thüringen pro Jahr ausgegeben wird.“

Der Bahnchef übersehe bei seinem Eigenlob eine wichtige Tatsache: Über 90 Prozent des Bahnverkehrs findet im Bereich des Nahverkehrs statt. Doch hier ist Deutschland Schlusslicht in Europa: Es ist das Land, das am wenigsten in seine Bahnhöfe und Gleise investiert.

Jennifer Schubert fordert den Thüringer Verkehrsminister deshalb zum Handeln auf: „Christian Carius mag sich noch so sehr für die Chancen des ICE-Knotens brüsten, er täte besser daran, sich stattdessen mit seinen Kollegen in Berlin gemeinsam für eine bessere Bahnpolitik einzusetzen. Und die kann nur heißen: Investitionen in den Flächenverkehr und die Einführung eines zuverlässigen Stundentaktes an allen Bahnhöfen und Bushaltestellen. Die meisten Bürgerinnen und Bürger werden im täglichen Leben nichts davon haben, dass einmal pro Stunde vier ICEs gleichzeitig im Erfurter Hauptbahnhof halten werden.“

 

Hintergrund: Grube nutze die Infrastruktur, auf die er ein Monopol hat, als Goldgrube: Jedes Jahr fließen die Gewinne von mindestens 40 Millionen Euro aus Thüringen nach Berlin, weil er dem Land überteuerte Preise für die Nutzung der Schienen in Rechnung stellt. Während sich also ab 2017 Geschäftsreisende aus Erfurt über eine bequeme und schnelle Verbindung in die Hauptstadt freuen können, müssen Pendlerinnen und Pendler aus Nordthüringen schon ab nächstem Jahr schlechtere Zugverbindungen nach Erfurt hinnehmen, weil die Infrastruktur ein besseres Angebot nicht mehr hergibt. Denn auch die Anschlüsse am Hauptbahnhof Erfurt werden durch die ICE-Trasse nicht besser. Da die ICEs nicht immer zur gleichen Minute ankommen, müssen Umsteigende in Erfurt bis zu 30 - 40 Minuten auf ihren Anschlusszug warten, damit diese die Reisenden aus den Fernzügen aufnehmen können.

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