Studierendenzahlen dürfen über die Vielzahl an Problemen nicht hinwegtäuschen

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Astrid Rothe-Beinlich: Erhalt der Attraktivität der Hochschulen braucht mehr Engagement des Landes Das Landesamt für Statistik hat heute die Studierendenzahlen der 13 Thüringer Hochschulen im Wintersemester 2012/2013 bekannt gegeben. Demnach hat sich die Zahl der StudentInnen gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig verringert. Die hochschulpolitische Sprecherin der Thüringer Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Astrid Rothe-Beinlich, erklärt dazu: „Die aktuellen Studierendenzahlen im Wintersemester zeigen uns, dass die Thüringer Hochschulen bundesweit gut ankommen. Vor allem die Fachhochschulen haben in den letzten zehn Jahren an Akzeptanz und Zulauf gewonnen. Dennoch dürfen wir angesichts dessen nicht die Augen vor den vielen Problemen im Hochschulbereich verschließen. Die Baustellen sind zahlreich und nachhaltige Lösungen sind bisher nicht in Sicht“, erläutert die bündnisgrüne Hochschulpolitikerin. Damit die Thüringer Hochschulen und die Studienbedingungen auch weiterhin für Studierende aus den anderen Bundesländern attraktiv bleiben, erwartet die bündnisgrüne Landtagsfraktion seitens des Landes deutlich mehr Engagement, insbesondere bei der Hochschulfinanzierung. „Letztlich steht und fällt alles mit einer ausreichenden, verlässlichen und transparenten Grundfinanzierung der Hochschulen. Diese ist im Freistaat auch mit der aktuellen Rahmenvereinbarung III nicht ausreichend gewährt, weshalb die Hochschulen derzeit Stellen abbauen. Wir werben daher weiter für eine Aufhebung des Kooperationsverbotes durch eine Grundgesetzänderung. Es braucht endlich einen kooperativen Bildungsföderalismus, der gesamtstaatliche Kooperation und Bildungs- sowie Hochschulfinanzierung ermöglicht und verfassungsrechtlich zulässige und zugleich verlässliche Möglichkeiten einer gemeinsamen finanziellen Verantwortung von Bund und Ländern umsetzt“, so Rothe-Beinlich. „Dem aktuellen Haushaltsentwurf zufolge werden beispielsweise im nächsten Jahr erneut weniger Mittel für das Studentenwerk Thüringen zur Verfügung stehen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung, sind es doch die Studierendenwerke, die gute soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen für die vielen StudienanfängerInnen gewährleisten. Hinzu kommt, dass sich das Land aus dem Hochschulbau mittlerweile fast komplett zurückgezogen hat und lediglich Bundesmittel und Mittel aus dem europäischen Strukturfonds dafür investiert“, kritisiert die hochschulpolitische Sprecherin. Auch beim Blick auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten an den Hochschulen verweist die bündnisgrüne Landtagsfraktion auf gravierende Mängel. So sind im akademischen Mittelbau und bei den vielen Lehrbeauftragten ohne festen Arbeitsvertrag prekäre finanzielle Arbeitsbedingungen mittlerweile traurige Realität. „Wir wissen, dass derzeit etwa 90 Prozent des wissenschaftlichen Nachwuchses und nahezu 100 Prozent aller weiblichen, wissenschaftlichen Mitarbeiter an Thüringer Hochschulen in befristeten Stellen arbeiten. Das ist untragbar. Wir fordern mehr berufliche Perspektiven, mehr Dauerstellen und reguläre, statt prekäre Arbeitsplätze. Andernfalls leidet die Qualität von Lehre und Forschung und das wird sich perspektivisch auch an den Studierendenzahlen bemerkbar machen“, so Rothe-Beinlich weiter. Auch das Festhalten der Landesregierung an den sogenannten Langzeitstudiengebühren bewertet BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen überaus kritisch. Derzeit sind im Freistaat etwa 5.000 Studierende davon betroffen, wie eine Große Anfrage der Landtagsfraktion zur sozialen Mobilität in Thüringen ergab. „Die Abschaffung der Langzeitstudiengebühren ist längst überfällig. Diese führen eher zu Studienabbrüchen, statt zu Studienabschlüssen. Bei Studienabbruchquoten von teilweise 40 Prozent macht es keinen Sinn, zusätzliche Barrieren einzubauen. Die Gebühren treffen meist Studierende ohne finanzstarkes Elternhaus im Rücken, die zur Sicherung ihrer Studienfinanzierung einer zusätzlichen Erwerbstätigkeit nachgehen müssen“, schließt Rothe-Beinlich.