Seit gestern ist der Unfallatlas aller Bundesländer öffentlich einsehbar. Um aus den Zahlen und Daten Schlüsse für die Verkehrssicherheitsarbeit in Thüringen zu ziehen, braucht es gezielte Auswertungen. Das Thüringer Verkehrssicherheitsprogramm soll diese Aufgabe erfüllen und Maßnahmen ableiten, die es für die Vision Zero braucht. Gerade im Radverkehr fehlt aber eine detaillierte Auswertung. Daraufhin hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Kleine Anfrage gestellt. Dazu erklärt Laura Wahl, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: „Jede*r verunfallte und getötete Radfahrer*in ist eine*r zu viel! Während insgesamt weniger Menschen auf Thüringens Straßen verunglücken, gilt diese Tendenz leider nicht für Radfahrende. Es ist erklärtes Ziel, den Anteil von Radfahrenden in Thüringen bis 2030 zu verdoppeln. Die logische Konsequenz ist deshalb, Radfahren sicherer zu gestalten. Wir brauchen in Thüringen viel mehr fehlerverzeihende Fahrradinfrastruktur auf der sich auch ungeübte Radfahrer*innen sicher fühlen.“
„Im Thüringer Verkehrssicherheitsprogramm fehlt jedoch eine genaue Analyse der Unfallzahlen im Radverkehr. Erst unsere Kleine Anfrage gibt hier einen besseren Einblick. Gleichzeitig reichen die im Verkehrssicherheitsprogramm genannten Instrumente und Maßnahmen nicht aus, um mehr als den Status Quo bei der Radverkehrssicherheit fortzuschreiben. Positiv hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Partner*innen bei der Verkehrssicherheitsarbeit und die Unterstützung der Landesverkehrswacht durch das Land. Deren Veranstaltungen, Kampagnen und Schulungsangebote liefern einen wichtigen Baustein zur Verkehrssicherheit. Doch bei den Maßnahmen, bei denen das Land unmittelbar gestalten kann, gibt es viel Luft nach oben. Beispielsweise gibt es Nachbesserungsbedarf beim Thema Ortsumfahrung. Diese verbessern alleine nicht automatisch die Verkehrssicherheit innerorts. Aus Bündnisgrüner Sicht müssen Maßnahmen wie die Verkehrsberuhigung geprüft werden. Wichtig sind außerdem entsprechende Strukturen in den Verwaltungen, um wirklich eine Radwegausbauoffensive zu starten. Wir Bündnisgrüne fordern u.a. die Einrichtung von Radverkehrskoordinator*innenstellen auf Landkreisebene mit Unterstützung vom Land. Zuletzt schöpft der Mängelmelder in jetziger Form seine Potenziale nicht aus. Mehr Transparenz in Bezug auf gemeldeten Schlaglöcher, Hindernisse auf Radwegen oder gänzlich fehlenden Radwege, wären der erste Schritt zur Verbesserung.“
„Klar ist: bisher fahren viele Menschen in Thüringen Rad TROTZ der teils widrigen Bedingungen. Um mehr Menschen aufs Rad zu bringen, muss Radfahren sicherer werden. Dafür braucht es vor allem eine fehlerverzeihende Infrastruktur und Nachbesserungen bei den bisherigen Landesmaßnahmen“, so Wahl abschließend.
Im Anhang finden Sie die Drucksache 7/10216 "Kleine Anfrage: Radverkehrliche Auswertung des Thüringer Verkehrssicherheitsprogramms 2030" inklusive deren Auswertung.