Nicht nur der soziale Kitt - Auch Frauen sind Nazis

Feste Feiern ohne Nazis
Auch in Thüringen will die NPD nun einen Ring Nationaler Frauen (RNF) gründen. Um die Haltung der Landesregierung im Hinblick darauf zu erfragen, hat die frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Astrid Rothe-Beinlich eine Mündliche Anfrage zur nächsten Plenarsitzung eingereicht. "Fakt ist, dass die Rolle von Frauen und Mädchen in der rechten Szene nach wie vor kaum beleuchtet ist. Sie werden wesentlich weniger wahr- und noch weniger ernst genommen als männliche Nazis, sind aber deshalb bei weitem nicht weniger gefährlich", gibt Rothe-Beinlich, die sich schon seit über zehn Jahren mit dieser Spezifik befasst, zu bedenken. So haben diverse Studien belegt, dass rechte Frauen oftmals sogar rassistischer eingestellt sind als die Männer, dass sie aufstacheln und insbesondere für die "nationale Erziehung" der Kinder im Sinne der völkischen Ideologie stehen. "Rechtsextreme und nationale Frauen gelten als Stabilisatorinnen für die Szene und werden immer häufiger auch strategisch eingesetzt, zum Beispiel wenn es um die Anmietung von Räumlichkeiten oder die Anmeldung von Veranstaltungen geht. Sie fungieren als Ordnerinnen auf rechten Demonstrationen, als Käuferinnen für Immobilien und engagieren sich immer häufiger auch im sozialen Bereich, um Anschlussfähigkeit in der Mitte der Gesellschaft zu erreichen. Dass auch die NPD Thüringen nun offensiv dafür wirbt, dass sich rechte Frauen jenseits von Parteiarbeit auch in Feuerwehren und Elterninitiativen einbringen, muss sehr ernst genommen werden. Hier braucht es dringend Aufklärung und die klare Ansage: Keine Toleranz für Intoleranz", so die Grünenpolitikerin weiter. Als besonders problematisch muss die Einschätzung gelten, dass rechtsextreme Frauen ganz maßgeblich auch für scheinbare Normalität stehen. "Frauen sind häufig der sogenannte soziale Kitt in der Szene. So stellt sich unter anderem auch die provokante Frage: Hätten die beiden männlichen Rechtsterroristen des NSU ohne die Rechtsterroristin Beate Zschäpe auch so lange unerkannt quasi nebenan leben, Banken ausrauben und morden können", spitzt Rothe-Beinlich diese These zu. Die Thüringer Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN streitet seit langem für praxisorientierte Forschung, geschlechtsspezifische Präventionsstrategien und qualitativ hochwertige Fortbildungen zur Genderspezifik im Rechtsextremismus. Außerdem wirbt sie für die Entwicklung pädagogischer Ansätze für den Umgang mit Kindern aus sogenannten "nationalen Familien". "Absolut fatal ist zudem, dass es bis heute keine Ausstiegsprogramme gibt, die sich gezielt an rechte Frauen, Mädchen und ihre Kinder richten", so die Grünenpolitikerin abschließend.