Heute erhalten die 192.000 Thüringer Schüler*innen in diesem pandemiebedingten Ausnahmeschuljahr ihr Halbjahreszeugnis. Während der letzten Monate und Wochen wurden sie zu weiten Teilen im häuslichen Lernen unterrichtet. Erst diese Woche wurde entschieden, dass zunächst die Schüler*innen der Primarstufe ab kommenden Montag wieder in die Schule gehen. Anfang März soll dann die Sekundarstufe folgen. Dazu erklärt Astrid Rothe-Beinlich, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Thüringer Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Mit ihrem Halbjahreszeugnis erhalten die Schüler*innen ein Stück Normalität, auch wenn in diesem Schuljahr das zweite Mal in Folge so gut wie nichts normal war. Besonders schwierig war das häusliche Lernen für die Jüngeren, die noch nicht richtig lesen und schreiben können sowie die ohnehin schon benachteiligten Schüler*innen, die auch vor der Pandemie schon Lernschwierigkeiten hatten. Deswegen braucht es im dritten Schulhalbjahr der Pandemie in Thüringen ein umfassendes Maßnahmenkonzept zum Aufholen von Lernrückständen, so wie es das Bildungsministerium gerade erarbeitet. Außerdem gilt es, auch die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen mit in den Blick zu nehmen.“
Die grüne Bildungspolitikerin hat dem Bildungsministerium dazu bereits konkrete Vorschläge unterbreitet: „Es liegt nahe, dass einige Schüler*innen größere Lernrückstände aufweisen. Um das zu erkennen, braucht es nach der Rückkehr in den Präsenzunterricht dringend entsprechende Lernstandserhebungen. Zudem braucht es den zeitnahen Aufbau von Nachhilfeangeboten in der Schule am Nachmittag und in den Ferien, die generell freiwillig sein sollten. In den zweiwöchigen Ferien könnten dies vielleicht drei Tage sein und in den Sommerferien sind 10 Tage vorstellbar. Dafür braucht es jedoch zusätzliche personelle Ressourcen. Wir Grüne denken hier an Lehramtsstudierende, aber auch an Lehrkräfte, die ihre Mehrarbeit dann auch vergütet bekommen sollten. In Bezug auf Arbeitszeit der Lehrer*innen, die durch die Pandemie ebenfalls stark belastet sind, müssen Gespräche mit den Lehrerverbänden und Gewerkschaften geführt werden.“
„Als grüne Fraktion schlagen wir aber auch mittel- und langfristig umzusetzende Maßnahmen vor, beispielsweise ein systematisches Schulentwicklungsprogramm für alle Schularten, das aus Fortbildungsangeboten, Vernetzung, Aufbau von Laborschulen und verstärkter Beratung besteht und Schulen dabei unterstützt, herkunftsbedingte und durch die Pandemie verstärkte Bildungsbenachteiligungen abzubauen. Wir müssen uns auch die Stundentafeln anschauen. Falls wir feststellen, dass in den Kernfächern besondere Lernrückstände bestehen, müssen wir auch hier über Anpassungen nachdenken, um diese Fächer verstärkt in den Fokus zu nehmen. Zudem sollten Schulen in sozialen Brennpunkten, die von besonders vielen Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten oder anderen multiplen Problemlagen besucht werden, mit zusätzlichen personellen Ressourcen unterstützt werden. Dafür könnten wir als Land einen Sozialindex einführen, so wie es zum Beispiel in Hamburg bereits geschieht“, so Rothe-Beinlich abschließend.