Von den Nachbarn in Europa lernen

Angesichts der schlechten Bilanz bei der Planungs- und Kostentreue größerer und komplexer Thüringer Bauprojekte erklärt Jennifer Schubert, baupolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Thüringen: „Wir müssen in Thüringen ehrlicher und realistischer werden, wenn wir Großbauprojekte planen. So waren die Bauverzögerungen auf der Bahnstrecke Plaue-Ilmenau am Baudenkmal Angelroda aufgrund des Alters der Eisenbahnbrücke sehr wohl vorhersehbar. Warum die Landesregierung die Deutsche Bahn AG hier so blauäugig agieren ließ, bleibt wohl weiter ihr Geheimnis.“ „Die Verantwortlichen in der Politik und die staatlichen Unternehmen agieren nach wie vor zu kurzsichtig“, fährt die bündnisgrüne Baupolitikerin fort. „Wenigstens hat Bundesbauminister Ramsauer jetzt eine Kommission eingesetzt, die Verbesserungsvorschläge unterbreiten soll. Vieles liegt schon jetzt auf der Hand. So werden in Ländern wie der Schweiz oder Frankreich zwei Arten von Gesamtkosten berechnet, die Kosten nach bestehenden Preisen und die Kosten nach voraussichtlichen Preisen bis zur Fertigstellung. Die zu erwartenden Gesamtkosten können damit wesentlich besser vorhergesagt werden, als mit einer einfachen Schätzung. Zudem werden etwa in Großbritannien Zuschlagsfaktoren für mit Unsicherheitsfaktoren wie dem Denkmalschutz behaftete Projekte berechnet. Das wäre auch in Angelroda nötig gewesen.“ Abschließend erklärt Schubert: „Erfolgreiche Vorgehensweisen anderer Regionen sollten auch in Thüringen zur guten Praxis bei umfangreichen Planungen gehören. Ich fordere Bauminister Carius deshalb auf, die Planungsverfahren des Landes entsprechend der guten Erfahrungen in anderen Ländern Europas zu verbessern.“ Hintergrund: Die Bahnbrücke in Angelroda im Ilm-Kreis sollte ursprünglich von August bis November 2012 gesperrt sein. Nach zweimaliger Verlängerung der Sperrung ist nun der 12. August 2013 als neuer Eröffnungstermin vorgesehen. Damit hätte sich der Ausführungszeitraum mehr als verdreifacht. Weitere Thüringer Großbauprojekte, die den Kostenrahmen bereits überschritten haben, finden Sie im Anhang.