Anlässlich des heutigen dritten Thüringer Bildungstages der Erwachsenenbildung, organisiert vom Landeskuratoriums für Erwachsenenbildung, erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag, die auch selbst vor Ort war:
„Wir unterstützen die Forderungen des Landeskuratoriums zur staatlichen Mitfinanzierung der Erwachsenenbildung voll und ganz. Bildung muss Priorität haben, das gilt auch für die Erwachsenenbildung. Immerhin streben wir lebenslanges Lernen – auch und gerade angesichts des demografischen Wandels – an. Die von Bildungsminister Matschie eingestellten 5,5 Millionen Euro im Landeshaushalt werden dem Anspruch, die Erwachsenenbildung als vierte Säule im Bildungswesen zu etablieren, leider nicht gerecht. Hier braucht es deutlich stärkere Anstrengungen, wenn die Bildungsbeteiligung in allen Bevölkerungsschichten im Freistaat erhöht werden soll“, so Rothe-Beinlich.
„Es braucht endlich eine angemessene Finanzierung der Erwachsenenbildung, die neben einer älter werdenden Gesellschaft auch und gerade dem Leben in einem Flächenland gerecht wird“, gibt Rothe-Beinlich zu bedenken. Vor dem Hintergrund der massiven Kürzungen um 45 Prozent im Jahre 2005 und weiterer Einschnitte im vergangenen Jahr bewerten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die minimalen Steigerungen in Höhe von 140 000 Euro für 2012 als den Status quo sichernd – aber wenig vorausschauend. „Auch die vage Ankündigung eines Thüringer Bildungsfreistellungsgesetzes für das nächste Jahr kann aus unserer Sicht nicht befriedigen – zumal, wenn dieses ausschließlich für ArbeitnehmerInnen gelten soll. Daher werden wir im November einen eigenen Gesetzentwurf für ein Bildungsfreistellungsgesetz in den Landtag einbringen, der allen Menschen in Thüringen einen Anspruch von zehn Freistellungstagen in einem Zweijahreszeitraum auf bezahlte Freistellung für allgemeine, individuelle, politische, berufliche und kulturelle Weiterbildung ermöglicht“, so Rothe-Beinlich.
Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist Erwachsenenbildung weit mehr als nur berufliche Weiterbildung. „Es geht dabei um emanzipatorische allgemeine Persönlichkeitsbildung im weitesten Sinne“, erläutert die bündnisgrüne Bildungspolitikerin.
Die bündnisgrüne Fraktion verspricht sich von einem Thüringer Bildungsfreistellungsgesetz, welches bisher immerhin in zwölf von 16 Bundesländern existiert, positive Effekte auch im Rahmen der Alphabetisierung. Viele von Analphabetismus Betroffene stehen täglich im Berufsleben und haben nicht die Möglichkeit, entsprechende Alphabetisierungskurse wahrzunehmen. Durch den Anspruch auf Bildungsfreistellung soll auch das geändert werden.
„Zudem sehen wir bei dem im vorigen Jahr novellierten Erwachsenenbildungsgesetz noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. So fehlt mit dem festgeschriebenen Haushaltsvorbehalt im Gesetz für die Träger der Erwachsenenbildung eine verlässliche Finanzierungsgrundlage und so müssen diese jedes Jahr aufs Neue um die ohnehin viel zu geringe Landesförderung bangen. Wenn Erwachsenenbildung wirklich den Stellenwert hat, den alle VerantwortungsträgerInnen in Sonntagsreden betonen, so müssen dem endlich auch wirkliche Taten folgen“, schließt Rothe-Beinlich.
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