Anlässlich der heutigen Pressekonferenz von Bildungsminister Matschie zum bevorstehenden Schuljahresbeginn, erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag:
„Das neue Schuljahr in Thüringen beginnt leider mit mehr Fragen als Antworten. Fraglich ist vor allem, wie mit der geringen Anzahl von Neueinstellungen zum kommenden Schuljahr – angesichts der sich zuspitzenden Altersstruktur der Lehrerschaft – eine zukunftsorientierte Personalpolitik im Schulbereich umgesetzt werden soll. Wir meinen, die Zahl der Neueinstellungen von 107 in diesem Schuljahr ist viel zu gering. Auch bei den neu eingestellten Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern im Referendariat erfüllt die Landesregierung keineswegs die im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD geweckten Erwartungen. Klar ist aber auch, viele Probleme, wie beispielsweise die hohe Zahl der sich in Altersteilzeit befindenden Lehrer, hat die CDU-Vorgängerregierung zu verantworten“, erläutert die bündnisgrüne Bildungspolitikerin.
Auch die aktuelle Situation bei der Einführung der Thüringer Gemeinschaftsschule wird von der Grünenfraktion kritisch bewertet. So werden von den zehn Pilotschulen, die bereits im vergangenen Schuljahr als Gemeinschaftsschulen gestartet sind, nur sieben dies im nächsten Schuljahr fortsetzen.
„Das zeigt, dass die Regelungen zur Gemeinschaftsschule nicht zu starr angewendet werden dürfen. Die Entscheidung, ob das Abitur in dreizehn Jahren – wie an der Jenaplan-Schule – oder wie an vielen anderen Schulen nach zwölf Jahren absolviert wird, darf aus unserer Sicht kein Hinderungsgrund sein, als Gemeinschaftsschule bestehen zu können. Hier braucht es aus unserer Sicht mehr Flexibilität in der Gestaltung der Gemeinschaftsschulen und keine zu starren bürokratischen Vorgaben von Seiten des Bildungsministeriums“, so Rothe-Beinlich.
Auch zur Frage der Inklusion und des Gemeinsamen Unterrichts sowie zum Umbau der Staatlichen Schulämter gibt es, bis auf einige wenige Details, bisher kaum konkrete Aussagen. Stattdessen wird lediglich angekündigt, wie die Veränderungen in der Zukunft aussehen könnten.
„Wir werden uns in den nächsten Wochen dafür einsetzen, ein konkretes Inklusionskonzept für Thüringen auf den Weg zu bringen, um Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen. Bloße Ankündigungspolitik bringt uns nicht weiter. Auch bei der Frage der Eigenverantwortung von Schule bleibt Bildungsminister Matschie zu sehr im Ungefähren und klare Antworten schuldig“, so die bündnisgrüne Politikerin.
Die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisiert außerdem, dass es keinerlei Aussage von Matschie zur Zukunft der Grundschulhorte in Thüringen gibt. Derzeit fragen sich alle Beteiligten, wie es nach dem Ende des Modellversuchs „Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule“ am 31. Juli 2012 weiter gehen soll.
„Zwar sieht das Stellenabbaukonzept bereits vor, dass 1300 Erzieherinnen und Erzieher kommunalisiert werden sollen, doch wie genau das aussehen soll, welche Finanzierungsmodelle dahinterstehen oder in welche Richtung es geht, wissen wir leider bisher nicht“, so Rothe-Beinlich abschließend.
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