Mafia-Prozess in Italien

Madeleine Plenum

Im süditalienischen Locri beginnt am Vormittag einem MDR-Bericht zufolge der Prozess gegen 32 Männer aus dem Umfeld der kalabrischen Mafia-Organisation `Ndrangheta. Unter den Angeklagten sollen auch zwei Männer sein, die schon in dem Ermittlungsverfahren „FIDO“ im Visier von Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft Erfurt standen. Dieses geheime Verfahren beschäftigt seit drei Jahren den parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag, da noch immer nicht klar ist, warum die erfolgversprechenden Ermittlungen damals abrupt eingestellt worden sind.

Dazu erklärt Madeleine Henfling, Obfrau der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Untersuchungsausschuss 7/1 „Mafia“: „Der Prozess in Kalabrien zeigt, wie aktuell und wichtig eine historische Aufarbeitung durch das Parlament ist. Durch die plötzliche Einstellung der Ermittlungen konnten die beiden Angeklagten Jahrzehnte weiterwirken, ohne das ihnen das Handwerk gelegt wurde. Es gibt weiteren Aufklärungsbedarf. Wir fordern einen weiteren Untersuchungsausschuss.“ 

Dem Erfurter Gastronomen wird vorgeworfen, in einem Kokaingeschäft verwickelt gewesen zu sein. Gegen den Mann, der bis zu seiner Verhaftung im Mai 2023 in Erfurt ein Restaurant betrieben hatte, sei zwar auch ein Steuerstrafverfahren gelaufen, geschwächt wurden die mutmaßlichen `Ndrangheta-Strukturen dadurch aber nicht. Der zweite Mann hat später in Portugal investiert.

 

 

Hintergrund:

„Fido“ war ein geheim geführtes Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Gera und des Bundeskriminalamtes. Das Verfahren wurde 2000 unter strengster Geheimhaltung begonnen und wurde 2002 operativ beendet. 2006 erfolgte die formale Einstellung. Der Untersuchungsausschuss 7/1 „Mafia“ beschäftigt sich seit der Einsetzung 2021 mit den Gründen der Einstellung, aber auch mit mutmaßlichen Kontakten der Erfurter `Ndrangheta-Zelle zu Politik, Justiz und Verwaltung. Dafür hat er bisher mehr als 40 Zeug*innen in 34 Sitzungen gehört. Mit dem Abschlussbericht ist der Untersuchungsausschuss noch lange nicht fertig, was die Aufklärung mafiöser Strukturen betrifft. Was es braucht, ist eine weitere Aufklärung auf parlamentarischer Ebene, um so vor allem die Vernetzung in andere OK-Strukturen aufzuzeigen.