Deutschlandweit können nach den neuesten Studien etwa 7,5 Millionen Menschen keine Texte verstehen. Der Thüringer Volkshochschulverband geht thüringenweit von 200.000 sogenannten funktionalen Analphabeten aus. Anlässlich des heutigen Weltalphabetisierungstages erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag:
„Analphabetismus wird auch in Thüringen noch viel zu oft unterschätzt und das Problem ist lange Zeit nicht ausreichend im öffentlichen Bewusstsein gewesen. Ein offensives Entgegenwirken von Seiten der Landesregierung ist leider nach wie vor nicht zu erkennen. Besonders die Erwachsenenbildung und die Volkshochschulen haben gerade hier eine wichtige Funktion und angesichts der massiven Kürzungen im Bereich der Erwachsenenbildung im letzten Jahr, muss sich die Landesregierung hier auch an ihren Taten messen lassen und die Mittel deutlich aufstocken“, so die bündnisgrüne Bildungspolitikerin.
Die aktuelle Leo-Level-One-Studie der Universität Hamburg aus dem Frühjahr 2011 zeigt, dass der Anteil der funktionalen Analphabeten in der Altersgruppe der 18 bis 29-Jährigen fast zwanzig Prozent beträgt. Die bündnisgrüne Landtagsfraktion fordert daher eine politische und gesellschaftliche Kraftanstrengung aller, um die Zahl der funktionalen Analphabeten in Thüringen zu senken.
„Der Freistaat muss endlich sicherstellen, dass ausreichend Plätze für Alphabetisierungskurse zur Verfügung stehen. Angesichts des Ausmaßes kann uns die Anzahl von 300 erreichten Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Alphabetisierungsprogrammen der Volkshochschulen nicht zufriedenstellen. Bildungsminister Matschie muss die Alphabetisierungsprogramme intensivieren, da auch der Freistaat im Rahmen der Weltalphabetisierungsdekade der Vereinten Nationen seinen Beitrag leisten muss. Uns geht es darum, die Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen und sozialen Leben zu verbessern und deren Lebensqualität zu steigern“, so Rothe-Beinlich.
„Wir fordern zudem, dass Thüringen sich dafür stark macht, dass Bund und Länder endlich initiativ werden, um gemeinsame Programme zur Bekämpfung des Analphabetismus zu erarbeiten und umzusetzen. Für ein westliches Industrieland wie Deutschland sollte der Abbau von Bildungsbenachteiligung und Prävention ein Kernanliegen sein. Da viele funktionale Analphabeten berufstätig sind, braucht es außerdem wirksame Strategien, wie diesen die Teilnahme an Alphabetisierungskursen ermöglicht werden kann. Hier setzen wir auf ein Bildungsfreistellungsgesetz, dass diese Möglichkeiten schafft“, schließt Rothe-Beinlich
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