Anlässlich des Bekanntwerdens erster Ergebnisse der aktuellen GEW-Online-Befragung zur Arbeitssituation und Personalsituation an den Thüringer Schulen und dem vom Thüringer Lehrerverband vorgelegten „Zehn-Punkte-Programm gegen den LehrerInnenkollaps“ erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag: „Die Personalsituation im Schulbereich wird immer schwieriger, doch die Landesregierung handelt nicht. Dabei zeigen auch die aktuellen Ergebnisse der GEW-Online-Befragung, dass aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer massive Probleme bestehen und LehrerInnenmangel schon heute Realität ist. Und dies gilt es ernst zu nehmen.“ Nach der GEW-Befragung fühlen sich zwei Drittel der LehrerInnen überfordert, weil sie neben dem Unterricht noch zusätzliche Aufgaben wie Schulentwicklung, die Teilnahme an Konferenzen oder schulbürokratische Aufgaben zu übernehmen haben. „Die Ergebnisse sind ein deutliches Alarmzeichen. Den LehrerInnen fehlt es an Anerkennung und an Zeit, um all den Anforderungen gerecht zu werden, die an sie gestellt werden – wie beim Rechtsanspruch auf individuelle Förderung oder beim Gemeinsamen Unterricht. Es ist höchste Zeit, endlich wirksam dem drohenden Lehrkräftekollaps wirksam entgegenzutreten. Wir meinen, es kann so nicht mehr weitergehen. Bildungsminister Christoph Matschie muss eindeutig schneller handeln und deutlich mehr Anstrengungen unternehmen, um die Personalsituation an den Schulen zu verbessern. Thüringen ist nicht nur deutschlandweit Schlusslicht, was die Altersstruktur angeht. Die Situation im Land ist zudem paradox: Zwar bilden wir sehr viele LehramtswärterInnen in Thüringen aus, können der großen Mehrheit jedoch keine beruflichen Perspektiven anbieten. Infolgedessen wandern diese in andere Bundesländer ab, obwohl der Freistaat angesichts des bevorstehenden Generationenwechsels diese jungen Lehrkräfte dringend selber bräuchte. Der Forderung nach einer etwaigen Wiedereinführung der Verbeamtung stehen wir allerdings ablehnend gegenüber. Verbeamtungen sollten aus unserer Sicht allein hoheitlichen Aufgaben, wie Polizei etc. vorbehalten bleiben“, erläutert die bündnisgrüne Bildungspolitikerin weiter. „Statt Mangelverwaltung zu betreiben, brauchen wir schnellstens ein langfristig tragfähiges Personalkonzept für den Bildungsbereich. Das setzt jedoch eine Landesregierung voraus, die eine zukunftsgerichtete Personalpolitik im Schulbereich umsetzt und echte Zukunftsinvestitionen tätigt, anstatt an den falschen Stellen zu sparen, wie die Debatte um die Schulsozialarbeit zeigt. Schließlich braucht es dringend mehr junge LehrerInnen, um einen guten Mix auch in der Altersstruktur zu erreichen. Deshalb fordern wir verlässliche Perspektiven für alle, die ihr Lehramtsstudium erfolgreich absolvieren“, schlussfolgert Rothe-Beinlich. Ohne konsequente Neueinstellungen und ExpertInnenteams an allen Schulen wird Thüringen zudem dem Rechtsanspruch auf individuelle Förderung und der Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts nicht gerecht. „Es braucht daher neben einer ausreichenden Zahl von LehrerInnen auch qualifizierte SonderpädagogInnen, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie als Teil des LehrerInnenkollektivs und zwar selbstverständlich an allen Schulen. Nur so werden wir den multiplen Problemlagen gerecht und können es schaffen, alle Kinder zum bestmöglichen Schulabschluss zu führen“, so Rothe-Beinlich abschließend.
LehrerInnen ermutigen und unterstützen – Mangel frühzeitig begegnen
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