Grüne meinen: Ein echter Aufbruch in der Bildungspolitik sieht anders aus

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Anlässlich der heutigen Regierungspressekonferenz von Minister Christoph Matschie (SPD) und Bildungsstaatssekretär Prof. Roland Merten erklärt Astrid Rothe-Beinlich, Bildungspolitikerin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag: „Wir nehmen Matschie und Merten beim Wort. Noch im Spätsommer vergangenen Jahres hatten beide unter der Überschrift `Aufbruch statt Selbstzufriedenheit` für bessere Bildung und Chancengleichheit – Dank Thüringer Gemeinschaftsschule geworben.“ Diese ist faktisch jedoch noch in weiter Ferne. Denn nun hieß es, es werde zum kommenden Schuljahr maximal eine Pilotphase geben. Schließlich wird das Gesetz erst nach der Sommerpause und damit nach Schuljahresbeginn eingebracht. Zudem sollen die so genannten Gemeinschaftsschulen von Klasse fünf bis acht führen. „Das heißt im Klartext: es bleibt bei der Aufteilung nach Klasse vier – zumal das gliedrige Schulsystem weitergeführt und die Gemeinschaftsschule nur als weiteres Angebot dienen soll. Was dies jedoch mit längerem gemeinsamen Lernen zu tun hat, erschließt sich nicht wirklich – ganz zu schweigen davon, dass das nun der propagierte Aufbruch in der Bildungspolitik sein soll“, kritisiert die Grünenpolitikerin die Vorhaben des Ministeriums. „Dabei wissen wir seit Jahren, dass die Grundidee unseres Schulsystems, möglichst homogene Lerngruppen zu schaffen und die Kinder zu diesem Zweck frühzeitig in verschiedene Schulformen einzuteilen, gescheitert ist“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter. Dies zeigt nicht zuletzt die extrem hohe Förderschulquote im Freistaat. „Ebenfalls noch nicht bekannt ist, wie genau das Interessensbekundungsverfahren aussehen soll, welches den Schulen ermöglicht, sich als Gemeinschaftsschule aufzustellen. Auch die angekündigte Einbeziehung aller Fraktionen in die Diskussion um die konkrete Ausgestaltung der Gemeinschaftsschulen fand bisher nicht statt“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter. Hinzu kommt die mindestens fragwürdige Positionierung des schwarzen Koalitionspartners zum Vorhaben Gemeinschaftsschule. Nicht genug, dass ausgerechnet Ex-Ministerpräsident Dieter Althaus in die Arbeitsgruppe der CDU-Fraktion zur Gemeinschaftsschule berufen wurde. So verkündete der bildungspolitische Sprecher der CDU, MdL Volker Emde, erst am 9. Januar 2010 im Freien Wort: „Aus unserer Sicht braucht es keine Gemeinschaftsschulen.“ „BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind überzeugt: nur mit individueller Förderung von Anfang in Schulen, in denen Heterogenität als Chance begriffen und tatsächlich länger gemeinsam gelernt wird – sprich ohne Aufteilung nach Klassenstufe vier – werden wir unseren Kindern die notwendigen Chancen eröffnen, um die Zukunft zu erobern. Deshalb werben wir für einen tatsächlichen Aufbruch in der Bildungspolitik, immer in dem Wissen, dass der Zugang zu Bildung die Gerechtigkeitsfrage des 21. Jahrhunderts darstellt und eine hohe Qualität der Bildung entscheidend für den Lernerfolg ist“, schließt Astrid Rothe-Beinlich.