Gleiche Chancen sind im schwedischen Bildungssystem oberstes Gebot

Bild zur Pressemitteilung
Anlässlich der heute durch den schwedischen Botschafter, Staffan Carlsson und Minister Matschie eröffneten schwedisch-thüringischen Bildungskonferenz der IHK erklärt Astrid Rothe‑Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „Thüringen sollte gerade im Bildungswesen von Schweden lernen. Das sagen nicht nur alle vergleichenden Bildungsstudien. Wir erhoffen uns daher von dieser Konferenz, dass wichtige Grundsätze aus Schweden auch für unsere Gesetzgebung überdacht werden.“ So heißt es beispielhaft in der schwedischen Gesetzgebung, dass alle Kinder und Jugendlichen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Wohnorts oder sozioökonomischer Faktoren gleichen Zugang zu Bildung haben. „Davon ist unsere Realität meilenweit entfernt“, gibt Rothe-Beinlich zu bedenken. In keinem Land entscheidet der Geldbeutel und die soziale Herkunft derart über Bildungschancen wie in Deutschland. Jede schwedische Schule verfügt zudem über einen Gleichstellungsplan. Dieser Plan spezifiziert, was die jeweilige Bildungsstätte dafür unternimmt, dass alle Schüler ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer ethnischen oder nationalen Herkunft, ihrer Religion oder ihres Glaubens, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung gleich behandelt werden. „Damit wird auch die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention sichergestellt. Wir regen an, derartige Pläne auch für alle Thüringer Schulen zu erstellen“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter. „Positiv werten wir zudem die Eingliedrigkeit des schwedischen Schulwesens. Alle Kinder lernen in Schweden zusammen – individuelle Förderung steht dabei an erster Stelle. Eine Auslese findet nicht statt. Und davon profitieren alle“, ist die grüne Bildungspolitikerin überzeugt. Vor der Schule besuchen nahezu alle Kinder in Schweden eine Vorschulklasse. Für die Kinder von 1 bis 5 Jahre ist jede Gemeinde verpflichtet, den Kindern einen Platz in der so genannte Vorschule anzubieten. Für alle Kinder zwischen 6 und 12 Jahren ist die Betreuung vor und nach dem Unterricht garantiert. Das Mittagessen, die Beförderungskosten und die Lehr- und Lernmittel stehen allen Kindern unentgeltlich zur Verfügung. „Ganz offenkundig hat Bildung in Schweden einen anderen Stellenwert und genießt eine wesentlich höhere Anerkennung“, konstatiert Rothe-Beinlich. Bemerkenswert ist zudem, dass der größte Teil der Schülerinnen und Schüler nach der Beendigung der neunjährigen Pflichtschulzeit, weiterführende Gymnasien besucht. Die Analphabetenquote in Schweden liegt weit unter einem Prozent. „Schweden macht offenkundig vor, wie wir allen Kindern die Türen zur Welt öffnen und Mehrwert in vielerlei Hinsicht generieren können. Jetzt braucht es auch in Thüringen den Mut, entsprechend umzusteuern - angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte eine besondere Herausforderung“, schließt die Grünenpolitikerin.