Aus Anlass der heutigen Anhörung des Bildungsausschusses des Thüringer Landtages zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bildungswesen erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
„Die heutige umfangreiche Anhörung macht mehr als deutlich, dass wir von einem umfassenden Gesamtkonzept zur Umsetzung eines inklusiven Bildungswesens im Freistaat noch meilenweit entfernt sind. Wir meinen, dass von Seiten der Landesregierung hier deutlich mehr Engagement als bisher erforderlich ist. Sowohl die kommunalen Spitzenverbände, als auch die Elternvertretungen und Gewerkschaften haben dies deutlich eingefordert. Insbesondere die unzureichende Personalausstattung im Gemeinsamen Unterricht wurde völlig zu Recht kritisiert. Die durchschnittlich drei Förderstunden pro Kind im Gemeinsamen Unterricht sind viel zu wenig. Zudem braucht es durchgängig ein Zwei-PädagogInnen-System an allen Schulen, um individuelle Förderung zu gewährleisten. Weiterhin wurde eine wirksamere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Hilfesysteme von Schule und Jugendämtern angemahnt. Vor allem die personellen, räumlichen und sächlichen Voraussetzungen – die ein inklusives Schulsystem überhaupt erst ermöglichen – werden nicht zum Nulltarif zu haben sein“, gibt die bündnisgrüne Bildungspolitikerin zu bedenken.
Ziel in Thüringen sollte eine Schule für alle sein, die jedes Kind so annimmt, wie es kommt und ihm die notwendige Förderung zukommen lässt, damit es den bestmöglichen Abschluss erreicht. Hier sollten auch und gerade die Kompetenzen der SonderpädagogInnen und die gute Ausstattung vieler Förderzentren genutzt werden, die sich ebenfalls auf den Weg machen wollen, Schule für alle zu sein.
„Aus unserer Sicht braucht es vor allem ein Konzept, bei dem alle Ebenen und Handlungsakteure einbezogen sind. Wir wünschen uns dazu einen von allen Fraktionen breit getragenen Landesaktionsplan mit ambitionierten aber realistischen Vorgaben, in dem alle Maßnahmen zur Verwirklichung der Inklusion dargestellt sowie die Verantwortlichkeiten, Zeitschritte und Gesamtkosten geklärt sind. Das wäre ein echter Fortschritt in der aktuellen Diskussion um gute Schule in Thüringen. Zudem muss der von Minister Matschie ins Leben gerufene Inklusionsbeirat zügig seine Arbeit aufnehmen und die Betroffenen aber auch ExpertInnen ernsthaft beteiligen“, so Rothe-Beinlich abschließend.