Zwischenbericht der Sommertour von Olaf Müller durch die wirtschaftsnahen Forschungsinstitute Thüringens

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„Forschung made in Thüringen“
Sommertour von Olaf Müller durch die wirtschaftsnahen Forschungsinstitute Thüringens

Im Zuge seiner Sommertour „Forschung made in Thüringen“ besuchte unser wirtschaftspolitische Sprecher Olaf Müller wirtschaftsnahe Forschungsinstitute in Thüringen. Diese Institute widmen sich der praxisnahen Forschung und stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und der Industrie dar. Sie bieten mit ihrer Arbeit klein- und mittelständischen Unternehmen, die selbst keine Forschungs- und Entwicklungsabteilung besitzen die Chance, Innovationen umzusetzen und tragen so maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg Thüringens bei. Organisiert sind die Institute im Forschungs- und Technologieverbund Thüringen (FTVT), der wiederum zur ZUSE-Gemeinschaft angehört. Ziel der Sommertour war es, die Arbeit der wirtschaftsnahen Forschungsinstitute besser kennenzulernen, mit den Forschenden ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, welche Problemfelder für die wirtschaftsnahen Forschungsinstitute existieren.

Besonders spannend war, dass die besuchten Forschungsinstitute sich in besonderem Maße der Steigerung von Nachhaltigkeit in ihren Prozessen widmen. Viele der Gespräche drehten sich um die Verbesserung der eigenen CO2-Bi­lanz durch die Implementierung einer besseren Wärmenutzung sowie dem Aufbau eigener Energieversorgungen. Diese Maßnahmen wurden von den meisten Instituten nicht nur als nice-to-have beschrieben, sondern eher als Notwendigkeit, um zukünftig die eigene Energieversorgung zuverlässig und kostengünstig zu gestalten. Dies ist in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen der Energiekostenexplosion elementar, da dies gerade für energieintensive Forschung und Produktion zunehmend ein Problem darstellt. Einige der Thüringer Institute fokussieren zudem ihre Forschungsprojekte auf nachhaltige Innovationen für die Wirtschaft, so bspw. das TITV Rudolstadt, dass sich der Produktion von biologischen Klebstoffen und Fasern widmet oder auch das IAB Weimar, dass sich auf das Recycling von Baustoffen wie Beton spezialisiert.

Ein weiteres wichtiges Thema, dass bei allen Terminen aufkam, war die Finanzierung. Im Gegensatz zu Instituten der Grundlagenforschung erhalten wirtschaftsnahe Forschungsinstitute keine staatliche Sockelfinanzierung, sondern speisen sich aus Mitteln der Projektförderung und einem Anteil, den die Unternehmen selbst tragen müssen. Gerade in Zeiten zunehmender Kostensteigerungen für Energie und Material stellt dies häufig ein Problem für die Institute dar. Es wurde bei allen Stationen deutlich, dass sowohl auf Landes- als auf Bundesebene viele Förderprogramme die Arbeit der wirtschaftsnahen Forschungsinstitute erheblich erschweren. Auf Bundesebene handelt es sich dabei konkret um das INNO-KOM-Programm und die ZIM Förderung. Erstere ist bis zum Ende des Jahres befristet, Zweitere nimmt keine Anträge für Projekte mehr an. In Thüringen gibt es zusätzlich Schwierigkeiten mit dem FTI-Fördercall der Thüringer Aufbaubank, bei welchem die Möglichkeit dieses Jahr noch Fördermittel zu erhalten durch eine schleppende Digitalisierung nahezu unmöglich gemacht wurde. Die Institutsleiter hoben in den jeweiligen Gesprächen hervor, dass sie ohne politische Unterstützung einen regelrechten Innovationsstau zu befürchten haben und es für ihre Arbeit notwendig ist, eine kontinuierliche und planbare Förderungsstruktur zu schaffen.

Letztes, aber ebenso relevantes Thema war der Fachkräftemangel. Bei vielen wirtschaftsnahen Forschungsinstituten, gerade im ländlichen Raum, stellt es sich als Herausforderung dar neue Kräfte zu gewinnen. Insbesondere, da die Einrichtungen unter dem sog. Besserstellungsverbot stehen, das es ihnen unmöglich macht die Fachkräfte mit finanziellen Anreizen zu locken. Sie fordern daher ein Aufweichen des Verbots und die Aufnahme ins Wissenschaftsfreiheitsgesetz, welches eine Gleichstellung mit Universitäten und großen Forschungsinstituten bedeuten würde. Kritisch ist hier allerdings anzumerken, dass in den wenigsten Instituten Englisch als Standardsprache etabliert ist und das, obwohl ein hoher Internationalisierungsgrad vorliegt.

 

Die Besuche im Detail

TITK: Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. Rudolstadt (TITK)

Zum Auftakt ging es am 13. Mai nach Rudolstadt, um das Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung zu besuchen und mit dem geschäftsführenden Direktor Benjamin Redlingshöfer und seinen Kolleg*innen ins Gespräch zu kommen. Das TITK ist auf die Polymerwerkstoff-Forschung für Produkte wie bspw. Automotive-Komponenten, Verpackungsmittel, Bio- und Medizintechnik, Mikro- und Nanotechnik sowie für Lifestyle-Produkte spezialisiert. Nach einer kurzen Vorstellung folgte ein Einstieg in die Forschung und Entwicklung von nachhaltigen Fasern. Außerdem ging es um die Entwicklung von biologisch abbaubaren Klebstoffen für die industrielle Produktion. Der anschließende Rundgang durch die Forschungslabore eröffnete vielfältige Einblicke in diese Arbeitsbereiche.  

 

GFE: Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung Schmalkalden e.V.

Auf seiner zweiten Etappe besuchte Olaf am 17. Mai die Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung Schmalkalden e.V. (GFE). Vor Ort traf und diskutierte er mit dem Institutsleiter Dr. Florian Welzel, der kaufmännischen Leiterin Anne-Kathrin Bamberger und dem Geschäftsführer der GFE Präzisionstechnik Schmalkalden GmbH Uwe Möller. Die GFE forscht im Bereich von Komponenten und Systemen in Fertigungsprozessen. Die marktorientierten Produkte, die das Institut für die jeweiligen Unternehmen herstellt, sind vor allem Industriewerkzeuge, die sich in das Produktionsumfeld einfügen lassen. Einige der Prozesse erfolgen bereits schon jetzt nachhaltig, wie bspw. die Zerspanungen, in welcher Werkzeuge entschichtet und wiederaufbereitet werden, um sie weiter benutzen zu können.

Bei einem anschließenden Rundgang durch die verschiedenen Bereiche konnte sich Olaf noch einmal von der Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der Schmalkaldener Forschungseinrichtung überzeugen. So wurden ihm unter anderem Untersuchungen zur verbesserten Schnittkraftmessung und neuartige Bohrstangen mit Dämpfersystemen präsentiert. „Es ist beeindruckend, auf welch hohem Niveau hier Forschung betrieben wird“, resümiert unser wirtschaftspolitischer Sprecher seinen Besuch.

 

CiS Forschungsinstitut für Mikrosensorik GmbHGFE Erfurt

Am 14. Juni ging es nach einer kleinen Pause weiter mit einem Besuch im CiS Erfurt. Das Forschungsinstitut gehört zu den führenden Instituten für die Entwicklung hochwertiger, siliziumbasierter Mikrosensoren und Mikrosysteme. Die gesamte Wertschöpfungskette wird in ihrer Arbeit abgebildet: Von der Konzeption bis hin zur Entwicklung und der Implementierung der eigens produzierten Mikrochips. Eines der Ziele des Instituts ist hierbei, die von der Wirtschaft geforderte Langlebigkeit und Kalibrierungsfreiheit zu ermöglichen und durch digitale Messungen und Analysetechniken zu gewährleisten. Die beiden Geschäftsführer des Instituts, Herr Prof. Dr. Thomas Ortlepp und Thomas Brock, zeigten zu Beginn, wie wichtig ihre Innovationen für die technischen Herausforderungen der Zeit sind. Ihre Sensoren werden bspw. für die Arbeit mit Wasserstoff oder für die Messung von CO2-Werten eingesetzt und erhielten dafür den AMA Innovationspreis 2022.

Der anschließende Rundgang durch das Institut fokussierte sich auf die Analysetechniken des CiS. So können dort mit Hilfe verschiedener Messgeräte Einblicke in die Morphologie und Topographie der beschichteten Sensoren gegeben werden. Diese genaue Untersuchung und das Testen der Produkte führt dazu, dass Entwicklungsprozesse verkürzt werden können und so mögliche Fehler in der Verarbeitung frühzeitig entdeckt werden.

 

INNOVENT e.V. Jena

Der nachfolgende Termin am 15. Juni führte Olaf zu INNOVENT e.V. nach Jena. Auch hierbei handelt es sich um eine gemeinnützige wirtschaftsnahe Technologieforschungseinrichtung, deren fünf Fachbereiche in zukunftsweisenden Innovationsfeldern wie Smart Surfaces, Sensortechnologie, Komposite, Photonik, Smart Magnetics sowie Analytik und Werkstoffprüfung liegen.

Beim gemeinsamen Rundgang mit dem stellvertretenden geschäftsführenden Direktor Dr. Uwe Möhring und dem Abteilungsleiter des Forschungsbereichs Oberflächentechnik Dr. Sven Gerullis ließ sich unser Abgeordneter das Plasma- und Syntheselabor zeigen. Mit Plasmatechnik lassen sich Oberflächen so vorbehandeln, dass diese besser lackierbar sind und bedruckt werden können. Das sorgt für eine längere Haltbarkeit und ist langfristig ressourcenschonender. Im Technikum des Institutes gab es einen kurzen Exkurs in die Beflammung sowie eine Kurzvorstellung des geplanten Projektes zur Nutzung von alternativen Brennstoffen als Brennergas. In der anschließenden Diskussion zu den aktuellen Herausforderungen und dem Wunsch der Institute nach einer verlässlichen Förderaussicht, zeigte sich Olaf insbesondere von den 130 Mitarbeiter*innen des Jenaer Institutes und der guten Vernetzung mit ca. 200 Industriepartnern in vielfältigen Projekten beeindruckt.

 

Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V. (TITV) Greiz

Die vorletzte Station der Sommertour führte Olaf am 16. Juni zum TITV Greiz, welches Aufgaben im Bereich Forschung und Entwicklung, Dienstleistung, Beratung, Prüfung sowie Weiterbildung entlang der textilen Wertschöpfungskette übernimmt. Das Textilforschungsinstitut fokussiert sich hierbei vor allem auf smarte Textilien, wie bspw. die Forschung an Stoffen mit integrierten Solarzellen. Der geschäftsführende Direktor Dr. Fabian Schreiber betonte im Gespräch, dass er in Zukunft diese innovativen Ideen noch stärker vorantreiben will, um Greiz als Arbeitsort attraktiv zu machen und so ein nachhaltiges Angebot für die nächsten Generationen zu schaffen. Ein Thema für die Zukunft ist, neben der aktuell prekären Energieversorgung, die Nutzung von Verbindungen textiler Oberflächen für die mobile Gesellschaft von morgen.

Wie die Textilfäden behandelt werden, wurde im Rundgang durch das Institut deutlich. Es geht hier hauptsächlich um Veredelungen, die spezifische Zwecke erfüllen und für verschiedene Anwendungsfelder, wie bspw. der Mobilität eingesetzt werden können. Ein solches Projekt befasst sich mit der Textilbekleidung von elektrischen Lastenrädern, um für UV-Schutz und Wärmeregulierung zu sorgen. Außerdem war das TITV eines der ersten Institute, die zu Beginn der Pandemie FFP2-Masken auf ihre Qualität testen konnte.

 

Institut für Angewandte Bauforschung Weimar gGmbH (IAB)

Der vorerst letzte Termin von Olafs Sommertour fand am 17. Juni beim IAB Weimar statt. Das Institut für Angewandte Bauforschung arbeitet mit Fokus auf die Entwicklung neuer Geräte, Verfahren und Materialien für das Bauwesen. Zu den Kernkompetenzen zählen die Bereiche Baustoffe und Verfahrenstechnik, Bausysteme und Bauteile, Tief- und Rohrleitungsbau sowie Energie- und Gebäudetechnik.

Der Institutsdirektor Dr.-Ing. Ulrich Palzer betonte, wie wichtig ihm und dem Institut eine eigenständige, autarke Energieversorgung ist und zeigte, wie bereits die Grundlast an Strom durch eine Photovoltaik-Anlage und Gebäude mit niedriger Energieversorgung erreicht wird. Die Themen des Energieverbrauchs und der CO2-Einsparung sind auch Hauptgegenstand der Forschung des Instituts und zum Beispiel in der Arbeitsform der Kreislaufwirtschaft verankert. So stellte er auf einem Rundgang durch die Labore Möglichkeiten und Maschinen zum Recyceln von Baustoffen wie Beton vor.

 

FAZIT

Nach diesem ersten Teil der Sommertour durch Thüringens wirtschaftsnahe Forschungsinstitute bilanziert unser wirtschaftspolitischer Sprecher, wie wichtig und spannend diese Einrichtungen sind. „Es war beeindruckend zu sehen, welche – auch international wertgeschätzte – Innovationskraft hier liegt. Die Vielseitigkeit der Forschung, die gute Verzahnung der Institute untereinander, mit den regionalen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie international ist bemerkenswert.“ Er stellt darüber hinaus klar, dass er die Probleme der Forschungsinstitute ernst nimmt und versuchen möchte, mehr Aufmerksamkeit auf diese zu lenken. Gerade im Bereich der finanziellen Förderung braucht es einen Appell auf Bundesebene, um die Förderprogramme zu sichern und Planbarkeit zu gewährleisten. Doch auch landesseitig müssen wir an dieser Stelle nachbessern.

Zum Abschluss zeigte sich Olaf dankbar für die Einblicke in die vielfältigen Arbeits- und Forschungsfelder der Institute und betont, dass das Fortbestehen dieser für Thüringen sehr wichtig ist, insbesondere um die Industrie zu stärken und ihre Innovationskraft zu erweitern. Und freut sich bereits auf die abschließenden drei Termine im September 2022.

 

Die kommende Termine:

27. September 2022, Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie GmbH, Bad Langensalza

28. September 2022, HySON – Institut für Angewandte Wasserstoffforschung gGmbH, Sonneberg

30. September 2022, Günter-Köhler-Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung GmbH ifw, Jena

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