Gedenkorte zu Lernorten machen - Demokratie braucht Begeisterung

Bild zur Pressemitteilung

Vor 21 Jahren - am 4. Dezember 1989 - besetzte eine Gruppe mutiger ErfurterInnen die damalige Stasi-Zentrale in der Andeasstraße. „Ich möchte die Erinnerung an dieses Geschehen und die Wochen danach, in der eine so genannte Bürgerwache die Stasi-Zentrale kontrollierte und sich für den Erhalt der Akten stark machte, nutzen, um auch 21 Jahre später zum einen die Geschichte wach zu halten und zum anderen deutlich zu machen, wie wichtig authentische Orte auch als Lernorte sind", erklärt Astrid Rothe-Beinlich, die selbst in der Bürgerwache aktiv war und heute bildungs- und kulturpolitische Sprecherin und Vizepräsidentin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag ist.

Die noch immer erhaltenen Zellen im Untersuchungshafttrakt in der Andreasstraße sollen neben Seminarräumen künftig genutzt werden, um aus dem Gedenkort einen Lernort für Demokratie und Erinnerung zu machen.

„Zu einer gelungenen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gehören Professionalität und Authentizität gleichermaßen. Die Andreasstraße eignet sich daher hervorragend als Ort der Begegnung und als Stätte der Demokratiebildung“, ist Astrid Rothe-Beinlich überzeugt.

„Hier wurde die Jahrzehnte andauernde Übermacht der Überwachung sinnbildlich ohnmächtig, als sie sich mit den mutigen BürgerInnen konfrontiert sah, die gekommen waren, um zu bleiben“, beschreibt Rothe-Beinlich ihre Eindrücke von damals.

„Und genau dieses Wissen aus der Erfahrung sollte uns auch heute noch begleiten, wenn es darum geht, Menschen von Partizipation und Teilhabe zu begeistern. Mündige BürgerInnen haben damals für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen das Vergessen gekämpft, indem sie sich für die Bewahrung der Akten einsetzten. Auch heute brauchen wir eine gelebte und eine erfahrbare Demokratie. Nur so werden wir es schaffen, gerade junge Menschen für Demokratie und die Einmischung in eigene Angelegenheiten zu gewinnen“, ist die Grünenpolitikerin überzeugt, die selbst mit 14 Jahren ihr Engagement in der kirchlichen Umweltbewegung der DDR begann. Am 4. Dezember 2010 um 18 Uhr wird in der Andreasstraße an die Besetzung erinnert.