„Gedenken – Erinnern – Lernen“ mit Leben füllen

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Anlässlich der heutigen Vorstellung des Tätigkeitsberichtes 2009 durch die Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Stasiunterlagen, Hildigund Neubert, erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungs- und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „Der Fakt, dass noch immer – und zum Teil erst jetzt, über 20 Jahre nach der friedlichen Revolution 1989 – Anträge auf Akteneinsicht in Stasiakten und auf Opferrenten gestellt werden, macht deutlich, wie schwer das Erfahrene wiegt. Aufarbeitung braucht Zeit und Raum. Und genau dafür gilt es, würdige Rahmenbedingungen zu schaffen und zu wahren und authentische Orte entsprechend einzubeziehen.“ Als völlig „kontraproduktiv“ bezeichnet Rothe-Beinlich indes die Tendenz, die Diktaturerfahrungen in der DDR zu verdrängen. „Wir sind es uns selbst aber auch den kommenden Generationen schuldig, die Erinnerung wach zu halten und die bis heute andauernden Leiden vieler Opfer von Stasi und SED-Diktatur im Blick zu behalten. Die Erfahrungen von Entmündigung, Verletzung der Menschenwürde und Ohnmacht aber auch die Kraft, die aus dem Widerstand gegen den Unrechtsstaat in vielen kleinen Gruppen erwuchs, dürfen wir nicht vergessen. Hierfür tragen wir alle Mitverantwortung“, so Rothe-Beinlich weiter. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zeigt sich erfreut, dass es seit wenigen Wochen eine Einigung über die weitere Arbeit mit Blick auf das ehemalige Gefängnis in der Andreasstraße gibt. „Allerdings muss die wichtige Arbeit nun auch beginnen, damit allen drei angedachten Säulen – Gedenken, Erinnern und Lernen – angemessen Rechnung getragen werden kann. Der erhaltene Hafttrakt bietet dafür eine wichtige Voraussetzung: Authentizität. Und die Andreasstraße steht seit ihrer Besetzung am 4. Dezember 1989 zudem gleichermaßen für Freiheit und gelebte Zivilcourage“, so Astrid Rothe-Beinlich weiter. „Zur Thüringer Gedenkstättenlandschaft muss auch der ehemalige Stasiknast Andreasstraße künftig selbstverständlich dazu gehören. Mehr als 20 Jahre nach `89 gilt es nun, diesen positiv mit Leben zu füllen und damit Gedenken und Bildung gleichermaßen gerecht zu werden“, so die Grünenpolitikerin abschließend.