Reaktion von Astrid Rothe-Beinlich auf den offenen Brief des Thüringer Lehrerverbandes

Bild zur Pressemitteilung

Sehr geehrter Herr Busch, Ihren offenen Brief als Reaktion auf unsere Pressemitteilung vom 19. April 2016 habe ich heute zur Kenntnis genommen.

In der Tat empfinde ich die in Ihrem TLV-Newsletter mit der Überschrift „Flüchtlingskinder in Thüringen: Aus den Augen, aus dem Sinn?“ veröffentlichten Aussagen als reißerisch und skandalisierend.

So äußern Sie in Ihrem Newsletter unter anderem, dass „die Politiker“ das Thema Flüchtlinge scheinbar aus den Augen verloren haben. Als Beleg gilt Ihnen hierbei, dass ein CDU-Antrag zur Beschulung von Kindern mit Fluchthintergrund im März nicht abgearbeitet wurde und auf den April verschoben wurde.

Wenn Sie unsere Pressemitteilung richtig gelesen hätten, dann hätten Sie vielleicht feststellen können, dass ich in meiner Pressemitteilung lediglich darauf hingewiesen habe, dass die von Ihnen getätigten Behauptungen, „die Politiker“ (!) hätten das Thema aus den Augen verloren und „man habe längst andere Schwerpunkte gesetzt“ einfach nicht den Tatsachen entsprechen und mit der Realität im Landtag nichts zu tun haben. Stattdessen hat sich der für Bildung zuständige Ausschuss im letzten Jahr in nahezu jeder Sitzung mit den unterschiedlichen Aspekten und Problemlagen im Rahmen der Förderung von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache beschäftigt.

Dass Sie nun daraus einen „...brutalen Schlag ins Gesicht all jener Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich ihr Bestes geben...“ konstruieren, empfinde ich – vorsichtig formuliert – wenig konstruktiv. Die von Ihren Kolleg*innen getätigten Aussagen entsprechen sicherlich der Wahrnehmung und dem Erleben Ihrer Kolleg*innen. Dies haben wir in unserer Pressemitteilung auch nicht in Frage gestellt. Schließlich habe ich niemals bestritten, dass es in den Schulen Probleme gibt und geben wird. Im Gegenteil: Ich habe einige sogar selbst überhaupt erst in die Debatte gebracht.

Insbesondere an der Frage, wie wir die Beschulung von Kindern mit Fluchthintergrund sicherstellen, ihnen Teilhabe und Perspektiven eröffnen, arbeite ich derzeit intensiv im Landtag und weiß, dass es viele zu lösende Herausforderungen gibt, denen wir uns alle gemeinsam stellen müssen, sei es im Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, der Personalausstattung in den Schulen, der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte oder in der sächlichen Ausstattung vor Ort.

Wie Sie wissen, haben wir uns im Mai vergangenen Jahres zu einem intensiven Gespräch getroffen und dabei festgehalten, dass wir regelmäßig im Austausch bleiben wollen. Dass Sie nun „geduldig“ auf einen Terminvorschlag unsererseits warten, ist mir jedoch neu.

Ich freue mich, dass Sie nun die konstruktive Mitarbeit mit uns suchen wollen, hätte aber in diesem Zusammenhang erwartet, dass Sie mich einfach anrufen, wenn Sie Gesprächsbedarf haben, so wie in den letzten Jahren auch, statt über offene Briefe und Medienmitteilungen mit mir zu kommunizieren.

Mit freundlichen Grüßen
Astrid Rothe-Beinlich


Anmerkung:
Die fragliche Pressemitteilung vom 19. April 2016, auf die sich der tlv in seinem offenen Brief bezieht, finden Sie nachfolgend: