Gegen das Vergessen des Holocausts

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Der Thüringer Landtag gedenkt am Donnerstag, 10. Mai 2012, der Deportation der Thüringer Juden u.a. mit der Öffnung der ehemaligen Gestapo-Haftzelle im heutigen Abgeordnetenhaus. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sieht dies als ein verantwortungsvolles Bekenntnis des Thüringer Landtags gegen das Vergessen und begrüßt die Einrichtung dieses besonderen Erinnerungsortes. Dazu erklären Anja Siegesmund, Fraktionsvorsitzende der bündnisgrünen Landtagsfraktion und Astrid Rothe-Beinlich, Vizepräsidentin des Thüringer Landtages und kulturpolitische Sprecherin:

„In der ehemaligen Gestapo-Dienststelle wurde von 1940-45 im Namen der Gestapo gefoltert und getötet. Seit dem ist das Gebäude ein Symbol für das Ende von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten. Von hier aus wurden die Deportationen der in Thüringen als Juden Verfolgten in die Vernichtungslager geplant, organisiert und kontrolliert. Genau aus diesem Grund hat die bündnisgrüne Fraktion vor über zwei Jahren den Erinnerungsprozess im Landtag angestoßen. Ich freue mich daher sehr, dass wir nun 70 Jahre später einen weiteren wichtigen Mosaikstein zur lebendigen Erinnerung und würdevollen Mahnung an die schrecklichen und unmenschlichen Verbrechen des Holocausts in Thüringen haben,“ so die bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Anja Siegesmund.

Die Gesellschaft ist für Astrid Rothe-Beinlich auf Erinnerungsorte angewiesen: „Der demokratisch gewählte Thüringer Landtag hat sich das ehemalige Terrorgebäude zurückerobert. Aber die Erinnerung an die dunkelste Zeit bleibt eine notwendige Mahnung an uns alle. Wir müssen auch heute tagtäglich erleben, wie sehr Hass und Menschenverachtung das Denken und Handeln von einigen Menschen in Deutschland bestimmt. Dem Rechtsextremismus muss die Zivilgesellschaft bei jeder Gelegenheit die Stirn bieten. Für Menschenverachtung – so viel ist sicher – gibt es auch in einer Demokratie keinen Platz“, schließt die Vizepräsidentin Rothe-Beinlich.

Von 1940 bis 1945 befand sich in den beiden unteren Geschossen des südlichen Teils des heutigen Abgeordnetenhauses des Thüringer Landtages die Staatspolizeistelle Erfurt. Im Keller des Gebäudes wurden Luftschutzräume als Gestapo-Hausgefängnis genutzt. Ab 1941 befand sich hier die Außenstelle der Staatspolizeistelle Weimar. Auch das Judenreferat für den NS-Gau Thüringen hatte hier seinen Sitz.