Nachdem vor genau einem Jahr das Kitagesetz in Kraft getreten ist, hat das Thüringer Bildungsministerium nun mitgeteilt, dass sich die Zahl der ErzieherInnen zum 1. März 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 1200 erhöht hat. Dazu erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag:
„Das Kitagesetz ist gut und richtig. Jedoch beweisen die vorgelegten Zahlen, dass es keineswegs ein Selbstläufer ist und das Land deutlich mehr Anstrengungen unternehmen muss, um die Vorgaben im Kitagesetz rasch umzusetzen. Wir meinen, es braucht einen transparenten Zeitplan, wann und wie die ursprünglich geplanten 2500 zusätzlichen ErzieherInnenstellen erreicht werden können. Thüringen liegt – trotz guter Gesetzeslage – bei den Personalschlüsseln je Kind immer noch deutlich hinter vielen anderen Bundesländern. Zudem ist unklar, wie viele Vollzeitstellen in den vom Bildungsministerium veröffentlichten Zahlen enthalten sind. Auch die Organisation der zusätzlichen Fachberatung ist vielerorts weiterhin ungeklärt, in manchen Kommunen findet sie gar nicht statt. Gerade mit Blick auf die Inklusion in der frühkindlichen Bildung ist Fort- und Weiterbildung für die Erzieherinnen und Erzieher von größter Bedeutung. Außerdem können die im ganzen Land steigenden Elternbeiträge niemanden wirklich zufriedenstellen.“
Auch der Gemeinde- und Städtebund muss in die Pflicht genommen werden, endlich dafür zu sorgen, dass die finanziellen Missstände bei den Kommunen nicht auf dem Rücken der Kleinsten und deren Eltern ausgetragen werden. „Es kann nicht sein, dass die Betreuungszeiten der Kinder von den Kommunen teilweise massiv herunter gerechnet werden, damit sie weniger Zuschüsse zahlen müssen, und sie gleichzeitig Mehrbetreuungsbedarfe – die über zehn Stunden gehen – nicht berücksichtigen“, erläutert die bündnisgrüne Bildungspolitikerin.
Noch im Juli hatte sich die Landesregierung während der Landtagssitzung für das gute Abschneiden Thüringens im Ländermonitor frühkindliche Bildung der Bertelsmann-Stiftung gerühmt. „Betreuungsquoten können für uns jedoch kein alleiniger Maßstab der Bewertung sein. Nur quantitative Aspekte heranzuziehen, ist aus unserer Sicht wertlos. Wir meinen, entscheidend muss die Qualität der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in den Kitas sein. Hier sehen wir noch enormen Handlungsbedarf von Seiten der Landesregierung. Wir brauchen qualitative Verbesserungen in den Kitas, denn dort wird der Grundstein der Chancengleichheit gelegt“, so Astrid Rothe-Beinlich abschließend.