Fünf Prozent Wald für den Naturschutz

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Etwa 25 Experteninnen und Experten beteiligten sich gestern Abend, am 6. April 2016, auf Einladung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag an einem Fachgespräch zum Thema „Waldwildnis für den Arten- und Biotopschutz“. Dazu erklärt der naturschutzpolitische Sprecher der Fraktion, Roberto Kobelt:

„Unser Ziel ist es, dass wie im Koalitionsvertrag vereinbart mindestens fünf Prozent der Thüringer Wälder forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden sowie schnellstmöglich und verbindlich ausschließlich dem Schutz der Natur überlassen bleiben. Die künftige Flächenkulisse soll mindestens drei weitere Gebiete einschließen, die größer als 1.000 Hektar sind. Einen wesentlichen Teil sollen aus unserer Sicht die Bereiche an der Wartburg und der Possenwald bei Sondershausen erbringen. Gerade im Possenwald sehen wir eine große Chance, mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie mit den Naturschutzverbänden und dem Forst ein Waldwildnisgebiet mit bis zu 2.500 Hektar Fläche entstehen zu lassen“, erklärt der bündnisgrüne Fachpolitiker.

Dies wurde insbesondere gestützt vom anwesenden Sprecher der Bürgerinitiative „Pro Kyffhäuserwald“, Dirk Trute. Der Possenwald könne aus seiner Sicht als Teil eines künftigen Urwaldpfades entwickelt werden, der sich vom Schwarza-Tal über den Hainich und den Possen bis zur Hohen Schrecke erstreckt. Damit könne der Staat seiner Verantwortung gegenüber Menschen und Natur gerecht werden und viel zu einer angepassten Regionalentwicklung beitragen, so Trute.

Die Bedeutung großflächiger, nutzungsfreier Waldgebiete in Europa und Deutschland für den Natur- und Artenschutz stellten auch der Wildnisreferent der international tätigen Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, Manuel Schweiger, und der Geschäftsführer der Naturstiftung DAVID, Adrian Johst, heraus. In Deutschland müssten die ambitionierten Ziele endlich umgesetzt werden und zunehmend zusammenhängende Waldflächen mit mehr als 1.000 Hektar ausgewiesen werden, waren sie sich einig. Mit der Einbeziehung von Flächen außerhalb des Staatsforstes könne ein flächendeckendes Netz von Waldwildnisgebieten auch in Thüringen realisiert werden.

„Neben vielen kleineren Trittsteinen sind solche Areale für einen ungestörten genetischen Austausch und gesunde Populationen von Pflanzen und Tieren unverzichtbar. Bereits heute können wir besonders stolz auf den Nationalpark Hainich blicken, in dem das Motto ‚Natur Natur sein lassen‘ auf über 6.000 Hektar Waldfläche Gestalt angenommen hat. Auch mit dem Naturschutzgroßprojekt in der Hohen Schrecke entwickeln sich künftige Naturwälder als wichtige Rückzugsräume für wildlebende Pflanzen und Tiere auf über 2.000 Hektar“, erklärt Roberto Kobelt abschließend.