Kulturpolitik verdient höheren Stellenwert

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Zehn Stationen in drei Thüringer Regionen umfasste die diesjährige KulTour, so der Name der dreitägigen kulturpolitischen Besuchsreihe, die Astrid Rothe-Beinlich als kulturpolitische Sprecherin ihrer bündnisgrünen Landtagsfraktion alljährlich in den sitzungsfreien Sommerwochen absolviert. Auch in diesem Jahr bot sich für die Kulturpolitikerin die Gelegenheit, zahlreiche Kunst- und Kultureinrichtungen sowie Projekte der freien Szene zu besuchen und in einen intensiven Austausch über die aktuelle Situation, Problemlagen, Wünsche, Hoffnungen und auch kulturpolitische Perspektiven zu kommen. Die Stationen waren im Einzelnen, das Theaterhaus Jena, das Stadtmuseum Jena, das Kulturagentenprogramm in Thüringen, die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V., die Kunst- und Designschule IMAGO e.V. Erfurt, die Kunstmuseen der Stadt Erfurt, der Gesamt Kunst Kraft Werk e.V. in Erfurt, die Max-Reger-Musikschule in Meiningen, das Südthüringer Amateurtheater in Obermaßfeld und die Stadt- und Kreisbibliothek Meiningen. „Unsere kulturpolitische Besuchsreihe hinterlässt bei mir überaus interessante und durchweg positive Eindrücke. Deutlich wurde beispielsweise, dass viele Kulturschaffenden im Land eine grundsätzliche Verständigung darüber vermissen, wofür und warum Kultur in Thüringen auch und gerade trotz klammen Kassen gefördert werden muss. Eine substantielle Diskussion darüber, welche gesellschaftlichen Ansprüche an Kunst und Kultur formuliert werden sollen, findet bislang auch im Thüringer Landtag leider kaum beziehungsweise gar nicht statt. Wir fordern diese seit langem ein. Thüringer Kulturpolitik darf sich nicht einfach auf die Klärung bloßer Kulturfinanzierungsfragen beschränken, sondern muss die gesellschaftlichen Anforderungen an Kunst und Kultur klar benennen und möglichst ausgewogen zur Grundlage ihrer Entscheidungen machen“, so Astrid Rothe-Beinlich. Die bündnisgrüne Kulturpolitikerin betont zudem weiter, dass insbesondere die kulturelle Bildung im Freistaat einen deutlich höheren Stellenwert und mehr Aufmerksamkeit seitens der Verantwortlichen im Land braucht. „Wir finden zwar vielerorts gute und innovative Projekte und Vorhaben, wie zum Beispiel das Kulturagentenprogramm in Thüringen, neue Ansätze mobiler Museumspädagogik, den KULTURpass Thüringen und zahlreiche Netzwerke zwischen Schule und Kultur. Was fehlt, ist jedoch oftmals eine über den Projektzeitraum und die Einjährigkeit hinausgehende verlässliche Ausfinanzierung und Planbarkeit. Auch brechen immer wieder erfolgreiche Strukturen weg und die so wichtigen tragfähigen Beziehungen zwischen Kulturschaffenden und den Kindern leiden darunter. Hier werben wir für deutlich mehr Kontinuität in der Förderung und kontinuierliche Vorbilder für unsere Kinder und Jugendlichen“, erläutert Rothe-Beinlich. Der bündnisgrünen Kulturpolitikerin wurde in den Gesprächen von mehreren Seiten klar gemacht, dass die finanzielle Situation der jeweiligen Kultureinrichtungen, der Theater, der Museen und der Jugendkunst- und Musikschulen keine weiteren Einsparungen mehr zulassen, wenn ihre Arbeit nicht existenziell gefährdet werden soll. So sind zahlreiche Stellen bereits unbesetzt und oftmals werden unter „Ausnutzung“ des besonderen Engagements der KünstlerInnen nur Teilstellen finanziert, während die Arbeitsbelastung deutlich mehr als ein Vollzeitniveau beträgt. Auch nimmt der Anteil an nebenamtlich Beschäftigten zu Lasten von Hauptamtlichen deutlich zu. „Das alles zeigt, dass eine ausreichende und verlässliche Kulturfinanzierung unerlässlich ist. Die Thüringer Landesregierung ist hier besonders gefordert, tut aber bisher trotz erkennbarer Anstrengungen zu wenig dafür. Zwar wurde der Kulturetat seit 2009 leicht angehoben. Ausreichend und verlässlich, insbesondere mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung in den Einrichtungen, ist der Kulturetat aber bei weitem noch nicht. Auch das Thüringer Kulturkonzept kann dazu nicht wirklich viel beitragen. Dieses wird von den Kulturschaffenden zwar als solide Bestandsaufnahme eingeschätzt, wirklich konkrete Perspektiven angesichts der Problemlagen, sind leider allerdings Mangelware geblieben. So werden beispielsweise die Gelder aus dem Kulturlastenausgleich von den kommunalen HaushälterInnen oftmals lediglich zur Haushaltskonsolidierung herangezogen. In der Kultur kommt davon zu wenig an“, kommentiert Astrid Rothe-Beinlich. „Immer wieder begegnete uns auch die deutliche Kritik an stark steigenden Belastungen durch den hohen Verwaltungsaufwand. Insbesondere bei öffentlich geförderten Projekten und Personal geht hier viel Energie und Zeit verloren. Daher meinen wir, dass alle Förderungen im Kulturbereich dahingehend überprüft werden sollten, Bürokratie und Verwaltungsaufwand so weit wie möglich zu reduzieren. Die betriebswirtschaftliche Sichtweise auf Kultur mag an der einen oder anderen Stelle berechtigt sein. Viel zu oft wird jedoch übersehen, dass Kultur sowohl ein Wert an sich ist, als auch Werte schafft. Zudem geht es uns darum, den Bildungsauftrag von Musik- und Kunstschulen aber auch Bibliotheken und Museen verbindlich festzuschreiben", so die Kulturpolitikerin abschließend.

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