Zweiter bündnisgrüner Regenbogenempfang

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Am Mittwoch, dem 4. September 2013, hat BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen zu ihrem zweiten Regenbogenempfang in den Thüringer Landtag eingeladen. Hauptthema des Regenbogenempfangs war vor allem die Situation von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) im Schulalltag und Unterricht.

Die Resonanz der Besucherinnen und Besucher war überraschend groß. So sind der Einladung neben den Podiumsgästen zahlreiche Interessierte, aber auch Vertreterinnen und Vertreter des Thüringer Institutes für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM), der Generationenbeauftragte der Landesregierung, die Stiftung Familiensinn, Lehrerinnen, Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, der Schwulen- und Lesbenverband Deutschland (LSVD), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Landesfrauenrat und viele in der Bildungs- und Gleichstellungsarbeit Aktive gefolgt.

Nach einer Begrüßung und inhaltlichen Einleitung durch die Vizepräsidentin des Landtags und parlamentarische Geschäftsführerin der bündnisgrünen Fraktion, Astrid Rothe-Beinlich, stellte Dr. Frank Augsten, gleichstellungspolitischer Sprecher, die bereits erfolgten parlamentarischen Initiativen der Fraktion vor.

„Wir brauchen endlich konkrete Strategien und Leitbilder, wie wir Vielfalt in Bildungseinrichtungen besser fördern und wertschätzen können. Dazu zählt auch die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften im Umgang mit Heterogenität. Wir müssen uns der Aufgabe stellen, Homo- und Transphobie bei Kindern und Jugendlichen abzubauen. Wir sehen insbesondere Handlungsbedarf bei der Darstellung von Geschlecht und sexueller Vielfalt in Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien“, so Rothe-Beinlich und Augsten.

Zudem seien noch viele Anstrengungen notwendig. Eine stärkere Verankerung von Themen wie der sexuellen Orientierung und der Akzeptanz sexueller Vielfalt in den Bildungsplänen ist dringend geboten. Andere Länder seien da schon deutlich weiter, waren sich die beiden Landtagsabgeordneten einig.

Schule als Reproduktionsstätte für Rassismus und Homophobie

Unter dem Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst – sexuelle und gesellschaftliche Vielfalt in der Schule“ sprach Marcus Felix (AG Diversity der GEW Thüringen, Sprecher der Bundes-AG LSBTI) in seinem Vortrag die zentralen Problemfelder an und ließ auch zahlreiche Betroffene über eindringliche Zitate zu Wort kommen.

Dabei machte er deutlich, dass wir die Sensibilisierung von Menschen für andere Sicht- und queere Lebensweisen verstärken müssen. Dies muss bereits in den Kindestageseinrichtungen und Grundschulen beginnen.

Er mahnte weiter an, dass Schulen die größten Reproduktionsstätten für Rassismus und Homophobie seien. Viele Schülerinnen und Schüler beugten sich der Diskriminierung, in dem sie sich nicht outen. Das Selbstverständnis und die Sensibilität von Lehrenden sei ein wichtiger Anknüpfungspunkt, um das Thema voranzubringen. Felix sprach ebenfalls Defizite in der Lehrerinnen-und Lehrerausbildung und in der Lehrplanausgestaltung an. Zudem appellierte er für eine Verbesserung beim Beschwerdemanagement.

In der anschließenden, von Astrid Rothe-Beinlich moderierten Podiumsdiskussion, an der Ralph Leipold, Schulamtsleiter des Staatlichen Schulamtes Mittelthüringen, Danilo Ziemen vom Netzwerk für Demokratie und Courage e. V. in Sachsen, Daniel Schwartze vom Vielfalt Leben – QueerWeg, Verein für Jena & Umgebung e. V. und Marcus Felix teilnahmen, wurde deutlich, dass ein großes Problem vor allem darin besteht, dass viele Bildungseinrichtungen keinen Bedarf sehen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Daniel Schwartze, der als Vertreter des Projekts „miteinAnderS“ aktive Aufklärungsarbeit an Schulen leistet, ist häufig mit der Tatsache konfrontiert, dass die Schulen die Aufklärungsarbeit nach dem Motto „Wir möchten das Thema nicht bei uns haben und das gibt es bei uns nicht“ ablehnen.

Gleiches gilt für die Leherinnen- und Lehrerfortbildung. Von Seiten des ThILLM wurde dargelegt, dass bei der Lehrerinnen- und Lehrerschaft zur der Problematik kein Bedarf an Fortbildungsangeboten seitens der Schulen signalisiert wird. Wenn Fortbildungsbedarfe geäußert werden, werde sich das ThILLM selbstverständlich diesem Thema annehmen, so der Leiter Dr. Andreas Jantowski.

Danilo Ziemen verwies darauf, dass sich Kompetenzen nicht im Unterricht predigen lassen. Stattdessen braucht es ein Netzwerk von Engagierten und die richtigen Rahmenbedingungen, um die Problematik auch an den Schulen voranzubringen. Er selbst unterstützt mit seinem Verein zahlreiche Schulen, die sich gegen gruppenbezogene Diskriminierungen einsetzen.

Wir stehen erst am Anfang

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass Thüringen in diesem Handlungsfeld erst ganz am Anfang steht. Innerhalb der Diskussion im Rahmen des Regenbodenempfangs wurden einige konkrete Handlungsansätze angesprochen.

So hat beispielsweise der Landesfrauenrat zur Mitarbeit in einer AG Rollenbilder aufgerufen. Schulamtsleiter Ralph Leipold kündigte zudem an, in seinem Verantwortungsbereich einen Thementag für die Schulleitungen zu initiieren. Auch wurde die Politik aufgefordert, ihre Möglichkeiten stärker auszuschöpfen, um gemeinsam Veränderungen diesbezüglich anzustoßen. Das fängt mit der Änderung von Rahmenbedingungen für die Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung sowie der Unterstützung von Aufklärungsprojekten an und geht mit dem Sichtbarmachen von Vorbildern sowie der Überarbeitung von Bildungsplänen und Schulmaterialien weiter.

Seitens der Grünenfraktion wurde abschließend versichert, das Thema weiterzuverfolgen und im Nachgang des Empfangs die Aufgaben in entsprechende parlamentarische Initiativen einfließen zu lassen.