Willkommenskultur geht anders – Grüne hinterfragen Heß-Brief

Plakat "Kein Mensch ist illegal!"

Astrid Rothe-Beinlich fordert Landesregierung zur Stellungnahme auf

Petra Heß, Thüringer Ausländerbeauftragte und Kandidatin zur Kommunalwahl in Crawinkel, hatte sich wenige Tage vor der Kommunalwahl mit einem Offenen Brief zur Unterbringung von 24 Bürgerkriegsflüchtlingen an die 1.500 Bürgerinnen und Bürger Crawinkels gewandt.

Astrid Rothe-Beinlich, flüchtlings- und integrationspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion in Thüringen, erneuert ihre Kritik an Duktus und Inhalt des Schreibens. Ihrer Meinung nach bedient dies rechtspopulistische Stimmungsmache, statt für ein bestmögliches Miteinander zu werben.

„Frau Heß muss sich schon fragen lassen, wie sie ihre Rolle versteht, wenn sie angesichts von 24 Bürgerkriegsflüchtlingen von einer Überforderung von Schule, Kindergarten, Verkaufseinrichtungen und Vereinen spricht. Dies erinnert fatal an die Rhetorik rechtsextremer und rassistischer Parteien und Initiativen, die derzeit bundesweit gegen Flüchtlinge mobilisieren. Ihre Aufgabe wäre vielmehr gewesen, gemeinsam mit den Menschen vor Ort Bedingungen für das Gelingen der Integration zu schaffen und zu überlegen, wie beispielsweise die Erreichbarkeit von Sprachkursen und Betreuung gewährleistet wird“, so Astrid Rothe-Beinlich.

„Ich frage daher die Landesregierung, wie sie das Agieren von Frau Heß bewertet, schreibt sie ihren Brief doch offenbar in ihrer Funktion als Ausländerbeauftragte“, so die Grünenpolitikerin weiter.

Besonders bedenklich stimmen die grüne Fraktion Aussagen wie: „In Crawinkel werden künftig verschiedene Nationen zusammen leben, mit denen die Menschen im Ort keinerlei Erfahrung gemacht haben.“

„Wer, wenn nicht Frau Heß, wäre hier gefordert für ein Kennenlernen und Vielfalt zu werben? Selbstverständlich braucht es eine gute Anbindung auch an Gotha und die Landeshauptstadt. Zu suggerieren, es wäre einer 1.500-Seelen-Gemeinde nicht zuzumuten, Flüchtlinge aufzunehmen, ist jedoch ein Schlag ins Gesicht all derer vor Ort, die sich für die Unterbringung und gelebte Willkommenskultur engagieren“, so Rothe-Beinlich weiter.

Fakt ist, dass auch nach Thüringen in Zukunft mehr Flüchtlinge kommen werden und hier alle gefordert sind.

"Thüringen wird bunter und das ist auch gut so. Wir jedenfalls machen uns offensiv für ein respektvolles Miteinander und gelebte Vielfalt stark. Es wäre auch an Frau Heß, Thüringen weiter zu denken", schließt die grüne Flüchtlingspolitikerin.

Der Sozialdezernent des Landkreises hat 6 Tage vor Ankunft der Flüchtlinge den Gemeinderat öffentlich informiert. Da bleibt natürlich viel Zeit, um vor der Ankunft der Flüchtlinge Gesprächsrunden zu organisieren...
Über Heß' Wortwahl kann man sicher diskutieren, aber gehört es nicht zu ihrem Job, auf Missstände in der Art und Weise der Flüchtlingsorganisation hinzuweisen?

Antwort auf von Gast

Astrid Rothe-B… – Kommentiert am 28. Mai 2014 15:21 Uhr

Frau Heß hat sehr bewusst wenige Tage vor der Kommunalwahl einen Offenen Brief verteilt, statt zum Gespräch einzuladen und zu überlegen, wie ein gutes Miteinander gelingen und Beratung gewährleistet werden kann. Der Duktus des Briefes ist - gelinde gesagt - völlig verfehlt. Immerhin scheint Frau Heß das selbst nun auch gemerkt zu haben. Sie ist aber Politiprofi genug, um zu wissen, was sie da tut und wie und womit Resentiments bedient werden. Und das finde ich wirklich bedenklich, gerade angesichts der Erfolge von Rechtsextremisten und deutschtümelnden Rechtspopulisten. Wer angesichts von 24 Menschen in einem Ort mit 1500 EinwohnerInnen von einer Überforderung der Verkaufseinrichtungen, Schule und Gemeinde spricht, der leistet Rechtspopulismus und Rassismus Vorschub. Sicher gibt es in Crawinkel Nachholbedarf, wenn es darum geht, Menschen unterschiedlichster Kultur von- und miteinander lernen zu lassen. Die Frage ist aber, welche Haltung dahinter steht, wenn man sich zur Frage positioniert, wie es Flüchtlingen geht, die bei uns Schutz suchen. Und da erwarte ich von eriner Ausländerbeauftragten (und als solche hat Frau Heß sich zu Wort gemeldet), dass sie Brücken baut und Integration fördert, statt zu polemisieren.