Grüne diskutieren im Landtag: Quo vadis Inklusion

Bunte Hände

Astrid Rothe-Beinlich im Gespräch mit KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann, Bildungsstaatssekretär Prof. Dr. Merten und Inklusionsforscher Prof. Dr. Ulf Preuss-Lausitz

Am kommenden Freitag, den 13. Juni 2014, um 16 Uhr, veranstaltet die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag eine öffentliche Diskussionsrunde zum aktuellen Stand und zu den Perspektiven inklusiver Bildung in Thüringen. Als Gesprächspartnerinnen und -partner stehen neben Astrid Rothe-Beinlich die amtierende Vorsitzende der Kultusministeriumskonferenz und Schulministerin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann, der Thüringer Bildungsstaatssekretär Prof. Dr. Roland Merten sowie Prof. Dr. Ulf Preuss-Lausitz, Inklusionsforscher und Erziehungswissenschaftler aus Berlin Rede und Antwort. Zu dieser Veranstaltung erklärt Astrid Rothe-Beinlich, bildungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion:

„Die Schaffung eines inklusiven Bildungswesens ist eine der größten bildungspolitischen Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen. Daher müssen wir auch in Thüringen konsequent weiter Wege diskutieren und finden, wie wir die notwendigen personellen, sächlichen und räumlichen Rahmenbedingungen für die adäquate individuelle Förderung für jedes Kind und gelingenden inklusiven Unterricht bereit stellen können. Doch bis wir so weit sind, gibt es in Thüringen noch eine Menge zu tun. Auch, was die gesetzlichen Grundlagen anbelangt, ist Thüringen längst nicht auf dem aktuellen Stand. So wird hierzulande immer noch an der zersplitterten Schulgesetzgebung – Schulgesetz und Förderschulgesetz – festgehalten. Zudem fehlen fast flächendeckend feste Stellen für Sonderpädagoginnen und -pädagogen an den allgemeinbildenden Schulen. Auch beim barrierefreien Schulumbau sehen wir dringenden Handlungsbedarf. Hierzu ist es wichtig, konstruktiv miteinander im Gespräch zu bleiben. Genau dazu soll die Veranstaltung dienen, zu der alle herzlich eingeladen sind“, erläutert Rothe-Beinlich.

Die bündnisgrüne Landtagsfraktion hat in den vergangenen Jahren zum Thema „Inklusion in der Bildung“ eine Vielzahl an Veranstaltungen in Thüringen durchgeführt. Dabei wurde sich immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem gegenwärtigen Stand und der Situation in Thüringen beschäftigt. In der Veranstaltung am Freitag soll nun ein erstes Resümee zur bisherigen Entwicklung in Thüringen gezogen werden. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Schulen, den Eltern und Betroffenen sollen aber auch Probleme, Perspektiven und Chancen für die Zukunft benannt werden.

 

Schlagworte

Müssen jetzt Taube und Blinde dieselbe Schulklasse besuchen und Lahme den Sportunterricht besuchen? Scherz beiseite, wie stellen sich das die Grünen konkret vor? Wie sieht die Situation konkret im Klassenzimmer aus, wenn Kinder inkludiert werden? Theoretisch ist die Inklusion sicherlich zu befürworten. Mich würde aber die Frage interessieren, wie die Grünen zur "Praxis" stehen. Was sagen die Lehrerverbände in Thüringen dazu? Mich würde interessieren, welche Erfahrungswerte es gibt.

Liebe Wählerin,

jedes Kind hat ein Recht auf gute Bildung und individuelle Förderung. Deshalb hat sich Deutschland verpflichtet, dass auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf allgemeinbildende Schulen besuchen können. Das schließt selbstverständlich auch hör- und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler ein. Wir wollen, dass künftig alle Schulen in Thüringen guten inklusiven Unterricht für unsere Kinder anbieten und dafür die notwendigen sächlichen, räumlichen und personellen Voraussetzungen schaffen.

Wir wissen, dass Teilhabe für alle hier lebenden Menschen nicht zum Nulltarif zu haben ist. Daher werden wir in den kommenden Jahren konsequent die dafür notwendigen Mittel bereitstellen. Zwar gibt es nach langem Hin und Her für Thüringen inzwischen einen „Entwicklungsplan Inklusion“, allerdings ist von seiner Umsetzung leider noch wenig zu sehen. Hinzu kommt: wichtige Entscheidungen wie über die Strukturen der LehrerInnenbildung wurden zurückgestellt, an der zersplitterten Schulgesetzgebung in Thüringen wird weiterhin festgehalten und vermeintliche kostenintensive Maßnahmen, wie der inklusive Schulumbau, werden gar nicht erst angepackt. Ganz zu schweigen davon, dass dringend benötigtes sonderpädagogisches Personal nicht eingestellt wird.

Unverständlich ist und bleibt für uns zudem, dass Förderschulen nicht die Möglichkeit bekommen, sich zu inklusiven Schulen weiter zu entwickeln. Das wollen wir ändern. Wir können zwar nicht für die Lehrerverbände GEW und TLV sprechen, allerdings sehen wir, dass im Wesentlichen unsere Auffassung teilen.