Pharmaversuche trauriger Beleg für Unrechtsstaat DDR

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Anja Siegesmund: Zügige Aufklärung im Sinne der Opfer notwendig Nachdem sich die Meldungen über Medikamententests westdeutscher Pharmafirmen an Patientinnen und Patienten in mehr als 50 DDR-Kliniken in den letzten Tagen überschlugen, beantragte die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag eine Aktuelle Stunde „Umfassende Aufklärung der Pharmaversuche in der DDR“, um über den Stand und die weiteren Schritte der Aufarbeitung zu diskutieren. Dazu Anja Siegesmund, gesundheitspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion:

„Nach Bekanntwerden dieser Versuchspraxis stellt die Aufklärung des Pharmamissbrauchs in der DDR nun einen wesentlichen Teil der Aufarbeitung unserer deutsch-deutschen Geschichte dar. Und die Zeit dafür drängt. Einerseits, um den zahlreichen Opfern zügig Antworten zu geben. Andererseits, um zu verhindern, dass Akten aus den 80er Jahren jetzt noch verloren gehen.“

Siegesmund sieht dabei nicht nur die Bundesregierung in der Pflicht: „Auch die Landesregierung, die Pharmaindustrie, die Ärztekammer, die Krankenhäuser und Patientenvertreterinnen und -vertreter müssen nun an einem Strang ziehen und zur umfassenden Transparenz beitragen. Die Betroffenen müssen Klarheit haben, was damals in der DDR mit ihnen geschehen ist. Es muss aber auch geklärt werden, welche Mitverantwortung die Pharmakonzerne tragen.“

In einem zweiten Schritt, so die Gesundheitspolitikerin, müsse sich dann den Fragen nach Entschädigungsleistungen für die Opfer, strafrechtliche Konsequenzen und mögliche Gesetzesänderungen gestellt werden. „Wir Grüne fordern bereits seit Jahren, Pharmaunternehmen gesetzlich dazu zu verpflichten, alle Arzneimittelstudien registrieren zu lassen und deren Resultate zu veröffentlichen – auch die der abgebrochenen Studien. Nur so kann einen umfassende Transparenz über alle Arzneimittelstudien hergestellt werden,“ so Siegesmund abschließend.