Im Dialog über die Zukunft der Tierhaltung

Podiumsdiskussion

Zum ersten Thüringer Schweinegipfel hatte die Interessengemeinschaft der Thüringer Schweinehalter e.V. und der Thüringer Bauernverband am Mittwoch in Waltershausen eingeladen. Neben Fachvorträgen zur Zukunft des Fleisches und zur Situation der Schweinehaltung in Thüringen, fand eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik statt, an welcher sich auch der landwirtschaftliche Sprecher Olaf Müller beteiligte.

Der gesamtgesellschaftliche Diskurs rund um das Thema „Fleisch“ zieht große Aufmerksamkeit auf sich. Protestaktionen, Medienberichte und die Gesprächskultur rund um das Thema Fleischkonsum ist emotional aufgeladen. Mehr und mehr Menschen wählen eine vegane oder vegetarische Ernährungsweise um gesundheitlichen, ökologischen und ethischen Überzeugungen nachzugehen. Doch auch die regionalen Schweinehalter*innen leiden unter der Forderung nach möglichst günstigen Fleischpreisen, besseren Haltungsbedingungen und neuen Auflagen. Denn sie stehen zwischen zwei Forderungen der Verbraucher*innen: Fleisch soll günstig bleiben und das Tierwohl verbessert werden- das ist unmöglich.

Die 190 Thüringer Schweinehalter*innen traten in den Dialog mit Politik und Wirtschaft um nach praktikablen Lösungen zu suchen, welche den Tierschutz ermöglichen, denn auch sie fordern gute Haltungsbedingungen. Der Thüringer Bauernverband erläuterte, wenn regionale Produkte verlangt werden, so darf die Tierhaltung in unserer Region nicht erschwert werden. Olaf Müller, landwirtschaftlicher Sprecher der Grünen betonte: die Tierwohl- Zuschüsse im Haushalt 2020 sind beschlossen und auch die europäische Agrarförderpolitik muss mitziehen. Die tierethischen Stimmen aus der Gesellschaft bleiben laut und sie fordern: Fleischkonsum sollte reduziert werden und wenn dann, regionale Produkte & faire Preise für die verantwortungsvolle Arbeit der Schweinehalter*innen und für das Wohl der Tiere.

Ulrike Weiler, Professorin für Nutztierwissenschaften sprach von „Ideologie“ und nimmt klare Position gegen Tierrechte ein, das schürte zusätzlich Frust auf allen Seiten. Olaf Müller meinte: „das menscheln“ oder auch empathische Verhalten mit Tieren ist gut und sollte nicht als Ideologie abgetan werden- wir müssen miteinander reden und fühlen, für das Tier, welches das nicht zum Ausdruck bringen kann. Der Dialog während der Podiumsdiskussion war wichtig und längst überfällig, denn die ursprüngliche Verbindung aller Beteiligten ist klar: Gerechtigkeit für Mensch und Tier. Doch diese Gerechtigkeit lässt sich nicht mit einer „Geiz ist Geil“ Geldpolitik verbinden, das versuchte auch Dr. Clemens Dirscherl, Fachexperte für Tierwohl und Nachhaltigkeit bei Kaufland aufzunehmen und anzunehmen.

Einigkeit bestand über eine Idee für die Zukunft. Die Teilnehmer*innen sehen die Notwendigkeit neuer Bildungsangebote, welche Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Tierhaltung, Tierschutz, Tierethik und die Bedürfnisse der Tiere umfassend näherbringen sollte. Damit kann das Verständnis für neue Praktiken, Auflagen und Preise gefördert werden. Außerdem könnte es dem verzerrten Bild von Tierhaltung in der Werbung und Medienberichten, ebenso vorschnellen Urteilen über die Arbeit der regionalen Tierhalter*innen entgegenwirken.

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